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Tokyo 2013

Wie vielleicht der eine oder andere mitbekommen hat, ich war grad mit meiner Bondage-Partnerin Nicole in Tokyo. Neben dem Besuch bei Osada Steve, meinem langjährigen Bondage-Freund, hatten wir einen Auftritt auf der Department H - die Party, auf der wir vor genau 10 Jahren das erste Mal gemeinsam in Tokyo aufgetreten sind. Außerdem trafen wir uns mit Yukimura Haruki, dem Meister der Boden-Fesselungen. Und natürlich sind wir jede Menge durch Tokyo gebummelt, haben 100-Yen-Shops unsicher gemacht, Parks besichtigt, Sushi satt gegessen und es uns ansonsten einfach gut gehen lassen.
Statt der üblichen Kolumne daher diesmal ein paar Anmerkungen zu dem, was sich in den letzten Jahren geändert hat.
Shibari (japanische Bondage) wird natürlich noch weiterhin gemacht, jede Woche kommen neue Bondage-Magazine und -Filme auf den Markt, aber viele der alten Clubs in denen es Bondage-Vorführungen gab, sind geschlossen. Auch die Bondage-Wochen in einigen Strip-Clubs gibt es nicht mehr. Das hat zum großen Teil an einer engeren Auslegung der Konzessionen zu tun, zum anderen aber auch an einer gewissen Abnahme des Interesses an solchen Events. Konnte man vor einigen Jahren auf einer Groß-Party wie es die Department H ist noch eine Menge an kleinen Bondage-Aktionen sehen, war es diesmal eher mager, was es fesseltechnisch dort zu sehen gab. Auch sonst gab es weniger SM-Spiele, auch wenn so mancher Herr sehnsüchtig nach einer strengen Mistress Ausschau hielt. Wie immer gab es dort eine Menge Travestie, diverse Verkaufsstände und manch phantasievolles Kostüm. Aber auf unseren Fetisch-Partys ist deutlich mehr zu sehen.
Der Veranstalter bietet zwar einen ca. 40% Bonus auf den normalen Eintrittspreis an, wenn man im Outfit kommt, aber den meisten ist es wohl lieber den höheren Eintritt zu bezahlen und in normalen Alltagsklamotten zu erscheinen.
Was es an Bondage-Clubs noch gibt, muss sein Geschäftsmodell dahingehend erweitern, dass es zusätzlich ein Angebot an Swinger gibt, denn alleine von Bondage kann man nicht mehr leben. Kein Wunder, dass auch die Honorare für Bondage-Shows oder als Modell für Filme ziemlich eingebrochen sind. Manch einer der bekannten Fessler tritt ohne Gage auf, um überhaupt auftreten zu können. Und vom Fesseln leben - was schon immer nur eine Handvoll Leute konnte - ist deutlich schwieriger geworden.
Gut ist es, wenn man Bondage unterrichten kann, das ist immer noch eine gute Möglichkeit. Besonders da inzwischen eine Menge Westler den Weg nach Tokyo machen, um sich an der Wiege des Shibari die Fesselkunst aus erster Hand zeigen zu lassen.
Und auch mancher Fessler aus Japan hat inzwischen den Schritt nach Europa unternommen um auf einem der großen Fesselevents dabei zu sein.
Ganz allgemein hatten wir den Eindruck, dass die schärfere Politik gegen das Rotlicht und die veränderte Stimmung dazu geführt haben, dass ähnlich wie auf St. Pauli mehr auf Kneipen und Unterhaltung gesetzt wird. Auch hier sind die Sex-Shops immer seltener geworden. Und manch ein Soapland mußte seine Pforten schließen, weil dort zu offensichtlich gegen das Verbot der Prostitution verstoßen wurde.
Aber natürlich gibt es sie immer noch, die Massage-Parlours mit meist chinesischen Masseusen und die kleinen Karaoke-Bars mit den abschließbaren Räumen und natürlich auch noch die Lovehotels, die ganz eindeutig nicht weniger geworden sind in den letzten Jahren.
Mein Fazit: Bis auf ein paar Events sieht man in Deutschland inzwischen mehr japanische Bondage als in Japan. Und das ist irritierend für mich.

Matthias

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