Warum ich manche SM-Geschichten nicht mag!
Bei uns im Verlag läuft es ja so: Ihr schickt uns Texte, das sind dann Leserbriefe, Schwerpunkt-Texte, Forumsbeiträge, Kolumnen oder Geschichten. Bis auf die Geschichten lese ich alles sofort. Die Geschichten hebe ich mir für den nächsten Lesetag auf. Lesetag heißt: Ich mache einen Tag "Home-Office", sitze also zuhause und lese mich durch die neuen Texte.Lesetage gbt es so alle 6 bis 10 Wochen, je nachdem wieviel ich über die Zeit von euch geschickt bekomme.
Meist dauert das Lesen dann den ganzen Tag - also von morgens bis abends, ganz selten bin ich auch mal schon am Nachmittag fertig. Jeder Text bekommt ein Vorblatt, wenn ich ihn mir nach Erhalt ausdrucke. Auf dem steht neben Namen und Pseudonym auch das Eingangsdatum. Das Vorblatt hat so einige Kästchen auf denen ich ankreuzen kann, ob der Text eher mit einer passiven Frau oder einem passiven Mann ist, ab es eine Trans-Geschichte oder eine homosexuelle Story ist.
Und dann gibt es einen größeren Kasten, der Platz für die Einschätzung des Textes hat. Gefällt oder gefällt nicht und wenn nicht, warum. Hauptthema der Story wie etwa Entführung, Petplay, O-Szeneario.
Nun stelle ich über die Jahre immer öfter fest, dass ich mancher Klischees überdrüssig bin: Die Sklavin hat ihren Meister nackt in angemessener Haltung zu empfangen, sie ist geil und wird dafür hart bestraft. Der Dom befielt und der Sub tut brav oder auch nicht, was man von ihm verlangt, aber die Aneinanderreihung der darauf folgenen Spielszenen ist so absehbar, wie ein dunkler Winter.
Was mir mehr und mehr über die Jahre, die ich die Textredaktion mache, auffällt, ist das Fehlen einiger für mich wichtiger Aspekte. In wenigen Geschichten, die ich in letzter Zeit gelesen habe, taucht Einvernehmlichkeit explizit erwähnt auf. So gut wie nie wird dargestellt, wie diese hergestellt wird, wie mieinander verhandelt wird, um einen "informed consent" zu erzielen.
Brauchen wir das nicht mehr, ist es uninteressant, das zu beschreiben?
Was mir auch immer wieder fehlt, ist was in den Köpfen der Protagonisten vorgeht. Wenn man nur von den uns zugesandten Geschichten ausgeht, passiert da oft nichts. Die dominanten Personen agieren irgendwie. Ob sie das geil macht, was ihr Interesse daran ist, ihre Liebsten zu quälen und derbe zu malträtieren, bleibt im Dunkel.
Da frage ich mich, ob er oder sie ihre Liebsten haut, weil man das so tut, wenn der Sklave oder die Sklavin geil wird oder warum auch immer. Jemand für seine Geilheit zu bestrafen, erscheint mir immer etwas seltsam, weil mir das so fremd ist. Natürlich kann das Teil eines aufregenden Spiels sein, aber ich feiere viel eher diese Geilheit, denn sie ist für mich Lebensfreude pur.
Und da sind wir bei dem letzten mir fehlenden Aspekt: Warum werden die Protagonisten am Ende einer Session so selten als erfüllt, angerührt, satt, zufrieden, glücklich beschrieben. Wenn das doch geschieht, ist es fast immer nur der passive Part, über dessen emotionalen Zustand die Leserschaft im Ausklang einer Session erfährt.
Also bitte ihr Lieben - ihr könnt es besser. Versucht die üblichen Klischees zu vermeiden, fragt euch, warum die Protagonisten so oder so agieren und lasst beide glücklich und zufrieden das Ende einer Session ausklingen lassen.
Dazu empfehlen wir euch, doch nochmal unsere Hinweise zum Schreiben für die Schlagzeilen durchzulesen.
Natürlich bekommen wir jede Menge Geschichten, die das gewisse etwas haben, die spannend, witzig, derbe, düster und wirklich unterhaltsam sind. Die veröffentlichen wir natürlich gerne. Ihr findet sie dann jeweils in den alle 7 Wochen erscheinenden Schlagzeilen. Viel Spaß beim Lesen!
Matthias
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20. August 2005 » Verspätetes Sommervergnügen?
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