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Produkt-Details zu: Schlagzeilen 83Schwerpunktthema: "SM ohne Geld??", Sicherheitsbrevier: "Ein bisschen Physik für Bondage-Fans", Forum: "Die SM-Studie", Apollonias Welt: "Uniform(en)", Mit spitzer Feder: "Der Anti-Outing-Leitfaden", Nachrichten: "Ein SM-Wochenende im Wohnmobil", etc., Okt. 2005

Die Rückkehr der Bälle!
Nein, hier geht es nicht um die Bundesliga oder gar die Fußball-WM 2006. Sondern um simple »Tanzvergnügen« – wie unsere Oma die abendlichen Veranstaltungen zum Zwecke des Abbaus motorischer Überschüsse, der musikalischen Erbauung, der zwischenmenschlichen Kontaktanbahnung und des Sehen und Gesehenwerdens nannte.
Oder besser gesagt: Es geht um die modernen sadomasochistischen Weiterentwicklungen dieser Tanzvergnügen. Heute heißen sie »Lounge«, »Party« oder »Event«. Aber im Kern dienen sie immer noch den alten Zwecken. Wenn auch mit teilweise anderen Mitteln: Dem Abbau motorischer Überschüsse dient bei uns neben dem Abtanzen auch die SM-Session (welche zumindest für den Top schweißtreibend sein kann). Die musikalische Erbauung nährt sich nicht mehr an Walzermelodien, sondern wahlweise an harten Technorhythmen (auf der Tanzfläche) oder düsteren Sphärenklängen (im Dungeon). Die zwischenmenschliche Kontaktanbahnung ist deutlich direkter geworden, folgt im Prinzip aber immer noch denselben uralten Spielregeln. Am meisten geändert hat sich vermutlich das Sehen und Gesehenwerden: So offen narzistisch wie die Mitglieder der heutigen Fetisch-Szene hat man sich früher nicht zur Schau gestellt. – Obwohl? Andererseits: Nach praktischen Erwägungen haben sich Mozart, Sissy und Ludwig II. ihre Garderobe auch nicht ausgesucht.
Vor zwei Jahren setzte in Hamburg das große Partysterben ein: Die eXtravaganXa als alljährliches Großevent fand nicht mehr statt. Der Reihe nach schlossen die Partyreihen Heaven und Hell, Twilight Zone und die AbArt ihre Pforten. Grund dafür war meist eine Kombination aus Burn-Out der Veranstalter und Schwierigkeiten mit den Inhabern der jeweiligen Örtlichkeiten.
Wir atmeten durch und fragten uns bang, wie es weitergehen wird. Ein Gespenst ging um an der Elbe: Aus der blühenden SM-Metropole Hamburg drohte eine sadomasochistische Ödnis zu werden, mit der zweimonatlichen Respekt als einziger Oase. (Wenn man vom Café SittsaM und dem Touch einmal absah.)
Aber dann ging es los: Im letzten Herbst gab es schon drei angekündigte Großevents ähnlichen Namens. Allerdings ging es bei allen drei Veranstaltungen eher um Fetisch und Abtanzen als um SM. Was für klassische Sadomasochisten nicht so interessant war. Außerdem wurde eine der Partys mangels Vorverkauf schon im Vorfeld wieder abgesagt.
Im Frühjahr kam dann die Obsession. Sie wurde von einem neuen, bis dahin unbekannten Team organisiert und bot im geräumigen Edelfettwerk alles, was das SM- und Fetisch-Herz begehrt: Eine Tanzfläche mit harten Beats und eine mit Dark-Wave- und Synthiepop-Musik (wie Depeche Mode) zum Tanzen, ein großer Dungeon zum Spielen, Shows zum Zugucken, Lounges zum Zusammensitzen und Tratschen und viel Lauffläche zum Flanieren und Herzeigen des neuen Outfits. Die Obsession kam bei bei Gothics, Fetischisten und SMern gut an, und wird jetzt zur halbjährlichen Dauereinrichtung (das nächste Mal am 10./11. Februar). Seit diesem Herbst ist sie sogar zweitägig: Am Freitag als Spielparty für SM-Paare und am Samstag als Großparty für alle. Und vor der Großparty gibt es noch ein erotisches Abendessen mit mehreren Gängen für jene, die es exklusiv mögen (und es sich leisten können).
Und seit diesem Herbst macht Hamburg seinem alten Ruf als SM-Party-Metropole endlich wieder alle Ehre.
Neben der Obsession ist gibt es jetzt auch wieder die eXtravagaXa als SM-taugliche Großfete. Und die älteste Großfete Hamburgs ist nicht nur wieder auferstanden, sondern auch auf den Kiez zurückgekehrt. Diesmal war sie im alten Hippodrom auf der Reeperbahn. Wo sie nächstes Jahr sein wird, ist aber noch nicht ganz klar. Aber auf dem Kiez wird sie wohl bleiben.
Auch die Tradition der Heaven und Hell in der Großen Freiheit wird von einem neuen Team wieder aufgenommen und weitergeführt. So dass wir jetzt neben der Respekt eine zweite zweimonatige Spielparty haben (siehe Auge des Sturms).
Außerdem gibt es natürlich noch einige »kleinere« Partys für ausgesuchte Zielgruppen. Zum Beispiel für Chatter, Spanking-Freunde oder die Gäste des Café SittsaM.
Und auch die Kultur der privaten Partys blüht wieder. Diese haben zum Teil zwar auch bis zu hundert Gäste. Aber sie werden nicht öffentlich bekannt gemacht. Man muss vom Veranstalter persönlich eingeladen werden oder von jemandem mitgenommen werden, der eingeladen ist. – Das war ja auch zu Omas Zeiten schon so: Auf die spannendsten Tanzvergnügen kam man nur über Beziehungen und mit Einladung.
Geli und Michel

Ein bisschen Physik für Bondage Fans
Seit einigen Jahren stelle ich ein immer größeres Interesse an Hängebondages fest. Und da meine ich nicht nur Hängen in einem Bondage-Geschirr oder an Hand- und Fuß-Hebefesseln, sondern das Aufhängen einer Person unter Benutzung von Seilen. In den Bondage-Work-shops, die ich anbiete, wollen viele Leute Informationen für eine sichere Hängebondage. Ich kann diese Faszination verstehen, denn auch ich liebe Hängebondage, und auf meinen Shows zeige ich sie auch vor Publikum.
Doch geht dabei ganz schnell verloren, dass Hängebondage nur ein Teil von Bondage ist (schaut man zum Beispiel in japanische Bondage-Hefte, stellt man fest, dass die Tsuri (so heißt Hängebondage auf Japanisch) nur einen ganz kleinen Teil der dort abgebildeten Fesselungen ausmachen. Doch Bondage im Liegen, Stehen oder Sitzen bietet eben nicht diese spektakulären Bilder und auf der passiven Seite nicht das Gefühl des Schwebens und Fliegens.
Wenn man beginnt, sich mit Seil-Bondage zu beschäftigen, dann sollte man sich als Aktiver erst dann an Suspensions, wie Hängebondages auch genannt werden, wagen, wenn man die Basics wirklich beherrscht. Viele Leute scheinen das zu vergessen, und so kommt es, dass sich aufgrund der Gefahren-Unterschätzung bei der eher "weich" wirkenden Technik Bondage die Unfälle häufen. Taube Daumen, eingeschlafene Arme passieren schneller, als es einem lieb ist. Nicht umsonst lernen japanische Bondage-Schüler erstmal über Jahre die Grundbegriffe, ehe sie als Aktiver das erste Mal eine Hängebondage machen dürfen.
In der amerikanischen Bondage-Szene gibt es sogar eine ausgeprägte Diskussion darüber, dass Suspensions viel zu gefährlich seien, um sie in normalen Workshops zu unterrichten. Doch nach meiner Einschätzung sind die meisten Bondage-Adepten viel zu ungeduldig und neugierig, als dass sie auf Hängebondages verzichten würden; und wenn man ihnen nicht wenigstens die Grundzüge und Gefahrpunkte aufzeigt, beginnen sie alleine, mit Suspensions zu experimentieren.
Aber nicht nur die Seiltechnik birgt die Gefahr, Fehler zu machen, auch der Platz, an dem die Hängebondage befestigt werden soll, verdient eine viel intensivere Betrachtung.
Dass es wichtig ist, bei einer Hängebondage einen wirklich stabilen Ankerpunkt zu haben, ist eigentlich jedem klar. Doch was bedeutet das wirklich?
Welche Kräfte wirken bei einer Hängebondage auf das Seil und damit auf den Ankerpunkt, an dem alles aufgehängt ist? Ja, es geht um Physik, auch wenn das eine eher trockene Materie ist.
Bei Bondage muss man zwischen dem ruhenden Gewicht (das Modell hängt still) und dem bewegten Gewicht (das Modell schaukelt oder zappelt) unterscheiden.
Nehmen wir mal an, unser Modell wiegt 70 kg.
Dann hängt es zwar mit nur 70 kg still im Seil, aber wenn es sich bewegt oder der aktive Partner mit seinem Modell einen Stellungswechsel vollzieht, muss man dieses Gewicht mit drei multiplizieren. Also kann man jetzt mit etwa 200 kg Zug auf das Seil, an dem sie hängt, rechnen.
Diese Zuggewicht-Verdreifachung passiert auch während eines ruckhaften Hochziehens oder Herablassens. Und wenn sich der Aktive auch noch mit in die Seile hängt, so muss sein Gewicht mitgerechnet werden, und es kann kurzfristig zu einer Zugbelastung von etwa 400 kg auf das Seil kommen.
Das genormte 6-mm-Hanfseil hat eine Bruchlast von 250 kg (also eigentlich 2,5 kN, aber ich achte nicht so genau auf diese Spitzfindigkeiten), und da kann man dann schon sehen, dass es knapp werden kann.
Daher empfehle ich, das Zug- bzw. Hängeseil mindestens doppelt zu nehmen, damit man noch auf der sicheren Seite bleibt. Auch wenn die Belastung, bei der das Seil wirklich reißt, etwa anderthalbmal so hoch wie die angegebene Bruchlast ist.
Noch krasser kann es werden, wenn man das Hängeseil nicht direkt an einem in der Decke oder einem Balken befestigten Haken einhängt, sondern z. B. an einer waagerecht verlaufenden Kette. Wenn diese Kette sehr stark gespannt ist, so wirken deutlich höhere Kräfte auf sie. Bei einer Kette, die so straff gespannt ist, dass sie (wenn das Modell dranhängt) nur ein Gefälle von 1 % hat, erhöht sich das Zuggewicht um den Faktor 50. Dann sind es also nicht 200 kg durch das bewegte Modell, sondern 10.000 kg, die auf die Kette wirken - und damit auch auf ihre beiden Endpunkte, an denen sie verankert ist! Daher ist von dieser Art der Hängebefes-tigung abzuraten.
Wenn man die eigentliche Hängebondage an einer horizontal verlaufenden Kette (oder einem Seil) aufhängt, sollte diese immer so stark durchhängen, dass keine starken Spannkräfte auftreten. Bei 10 % Gefälle erhöht sich das Zuggewicht nur um den Faktor 5. Bei 25 % Gefälle nur noch um den Faktor 2.
Die im Handel zu kaufenden Schaukelhaken und Krippenringe aus 8 bis 10 mm dickem Stahl sind auf ein Zuggewicht von bis zu 500 kg ausgelegt. Doch es sind ja im allgemeinen nicht die Haken, die nicht halten, sondern die Bohrlöcher in Wänden und Decken, die ausreißen können, manchmal auch nach Jahren. Ein Trick hierzu: Man sollte mit farbigem Klebeband oder einem Filzstift markieren, wie weit der Haken eingeschraubt ist. Sollte er sich bewegen, kann man das anhand der Markierung feststellen. Betondecken und Deckenbalken aus Holz bieten noch die beste Belastbarkeit. Alternativ kann man natürlich ein Bondage-Gestell aus Holz oder Stahl in seinem Schlafzimmer aufstellen. Eine preiswerte Alternative sind die Gestelle zum Aufhängen einer Liebesschaukel oder einige Konstruktionen, an denen man Hängematten und Hollywood-Schaukeln befes-tigen kann.
Zusammenfassung:
1. Das Hängeseil sollte immer an einer vertikalen Hängevorrichtung befestigt sein. Oder an einer stark (!) durchhängenden Kette (oder Seil).
2. Aus Sicherheitsgründen das Seil mindestens doppelt nehmen.
3. Nur genormtes Seil als Haupthängeseil nehmen.
4. Niemals fremdes Seil für eine Suspension benutzen.
5. Haken halten nur sicher in Holzbalken und Betondecken.
PS: Baumwollseile sind klasse für alle Arten von Bondage, bis auf Hängebondage. Bei einer Suspension sollte nur genormtes Hanf-, Jute- oder Kunststoffseil genommen werden, wobei Letzteres andere Nachteile hat, daher würde ich dieses sowieso nicht benutzen.
Matthias T. J. Grimme
(Mit freundlicher Hilfe von unserem Redaktions-Physiker M. Friedrich)

Letter from Hamburg:
Ein SM-Wochenende im Wohnmobil
Schon beim Packen des Wohnmobils beginnt die Vorfreude. Handschellen, sexy Bekleidung, Halsband, Sekt etc. werden liebevoll herausgesucht und die »Outdoor-Tasche« gepackt – falls man in einem Wäldchen Zwischenstation machen sollte! Einiges gehört natürlich in einem gut gepackten Wohnmobil zur Standardeinrichtung. Kerzen und »Kletterseile« liegen unverdächtig wie auch viele Karabiner in der Schublade. Die Northern Walking-Tasche für Stöcke oder Schlagwerkzeuge hat ihren festen Platz im Hobbyschrank für sportliche Aktivitäten. Auf die Frage der lieben Nachbarn, wo es denn diesmal hingehen soll, so ganz in Schwarz, wird freudig geantwortet: Nach Hamburg zur kulturellen Entspannung! Ja, die echten Kulturfreunde lieben eben das avantgardistische Schwarz. Das Turbo-getunte Mobil saust mit 150 Sachen über die Autobahn, und der Alltagsstress beginnt zu verfliegen. Ost-West-Straße! Wir Ex-Hamburger haben unseren Michel und dann die Reeperbahn wieder im Blick. Hamburg ist zur Zeit nicht nur ein Eldorado für den SMer, sondern auch für Wohnmobilisten. Solltet Ihr beides sein, so empfehlen wir Euch den Wohnmobilstandplatz direkt am Fischmarkt.
Wenn Ihr am Freitag ankommt, ergattert Ihr auch noch einen schönen Standplatz, der alle Sinne aktiviert. Das Rauschen der Elbe unterstützt musikalisch so schön das Pitsch-Patsch der Patsche, der herrliche Blick auf die Schiffe lässt Sehnsucht nach der großen Welt entstehen, der frische Seewind prickelt bei geöffnetem Fenster auf der geröteten Haut. Ein Ratschlag: Steht man mit dem Fahrzeug direkt an der Leitplanke, können höchs-tens ein paar süße Seeleute mit Fernglas in das Wohnmobil schauen – es riecht nach Urlaub vom Zuhause.
Ein frisches Bier, schäumender Sekt, angezündete Kerzen und das nächtliche Feuerwerk am anderen Ufer der Elbe. Romantik pur.
Jetzt ist es Zeit – der Magen knurrt, und ebenso dann natürlich mein hungriger Dom. Hamburg hat hier viel Kulinarisches zu bieten. An der Elbstraße befinden sich mehrere Fischrestaurants und Italiener, die auf Touristen eingestellt sind. Der Insider geht in die Elbstraße weiter hinunter zu den Fischhändlern und den Fischimbissen. Hier findet man leckere, frische und preiswerte Fischgerichte. Doch als EE – exhibitionistische Ehesklavin – knie ich vor dem Abmarsch vor meinem süßen Ehedom und lasse mir brav das Halsband anlegen, und meine Garderobe, die meistens etwas zu dünn und durchsichtig für den Hamburger Seewind ausfällt, begutachten. Strapse, Korsage, Lackrock und ein Mäntelchen. Ups – wir treten aus der Wohnmobiltür. Es ist Sommer. Die meisten anderen Wohnmobilisten sitzen auf ihren Liegestühlen vor den Fahrzeugen und begutachten das Treiben auf dem Parkplatz. Junge Leute strömen gen »Strandpauli«, dem beliebten Hamburger Beach-Club. Mir strömt das Blut in den Kopf. Ich laufe rot an. Mein Dom nimmt hier natürlich keine Rücksicht. Interessierte und neugierige Blicke folgen uns. Mein Gott, was mögen die bloß denken – hier in St. Pauli-Nähe, was wir für Typen sind. Mein Dom geht mit mir erst einmal zum nur wenige Meter entfernten »Strandpauli«. Hier findet Ihr einen aufgeschütteten Strand, eine Dusche (!) und eine Bar mit Elbblick vor.
Doch diesmal richten sich auch hier die amüsierten Blicke in unsere Richtung.
Peinlich, peinlich – aber nach einem Stärkungskaffee geht es zum Essen in besagte Fischlokalitäten und dann gestärkt auf den Kiez. Vorher haben wir allerdings die köstlichen Fischsalate aus der Elbstraße im Bus verstaut und wandern ein zweites Mal an den anderen Wohnmobilisten vorbei. Auf High-Heels, im kurzen Lackmäntelchen ist es auch diesmal schrecklich peinvoll. Ich schlage den Kragen weiblich geschickt vor das Halsband mit dem Silberschloss. Mist. Mein süßer Ehedom hat es bemerkt und lässt mich den Kragen herunterklappen und die Knöpfe des Mantels öffnen. Korsage, Lackmini und die gebräunte Haut über den Halterlosen Strümpfen blitzen auf. Da hilft kein Jammern, ich tipple im schnellsten »Jogging-High-Heel-Tippelgang« gen »Störtebeker«, ein Fischlokal mit Elbblick, die Treppe hoch zur Davidstraße. Puh, hier falle ich wenigstens »kontrasttechnisch« nicht mehr so auf. Der Fischmarktparkplatz liegt direkt unterhalb der Davidstraße. Der kulturell Interessierte kann hier gleich in der Bernhard-Nocht-Straße in das »Erotic Art Museum« stürmen und sich erotisch weiterbilden. Ansonsten ist man jetzt schnell zu Fuß in den vielen Reeperbahn-Shops oder beim Kult-Schuhgeschäft »Blicker« oder bei den Räumlichkeiten der »Schlagzeilen«. Ab 22.00 Uhr ist nun langsam Partytime. Wenn man Glück hat, findet in der »Prinzenbar« in der Kastanienallee die alle acht Wochen veranstaltete »Respect!«-Party statt. Sie ist fünf Minuten Fußweg vom Parkplatz entfernt und lässt uns »barockig« in dem Altbau-Stuckambiente mit Kronleuchter und liebevoll ausgestatteten Spielräumen SM-ig feiern. Wir treffen Freunde, klönen, tanzen und probieren die Geräte aus. 3.00 Uhr – eigentlich wollten wir zurück ins WOMO, doch kaum gehen wir die Davidstraße hoch, werden wir von der Straßenfest-Atmosphäre am Hans-Albers-Platz angezogen. Tische und Bänke sind noch gefüllt mit feiernden Reeperbahnbesuchern, in den Kneipen um den Platz spielt Live-Musik, die Leute tanzen hier schon auf den Tischen, es ist noch brechend voll.
Wir wollen in eine Musikkneipe, doch der Türsteher begutachtet erst einmal unser merkwürdiges Outfit und kontrolliert die Treckingtasche. Ups! ... Peitsche und Handschellen kommen zum Vorschein. Wir haben Glück, hier hat jemand Humor, wir werden unter Lachen und frechen Bemerkungen eingelassen.
Langsam werden in den High-Heels die Füße immer runder vom Tanzen. Mein Dom ist hier stoisch, ich hätte ja auch in Turnschuhen gehen können. Selbst schuld. 5.00 Uhr morgens. Wir gehen, ich tipple an der Hundeleine hinter meinem Dom her über den Hans-Albers-Platz, und es wird schon langsam hell. Draußen ist immer noch recht ausgelassene Partystimmung. Wir werden von einer Gruppe bayrischer Touristen angesprochen: »Ihr san’s wohl Künstler, die wo was vorg’führt habt, oder Messerwerfer?«. Mein Dom grinst und antwortet: »Na klar, ich führe meine Ehefrau vor, das ist doch total normal. Macht ihr das in Bayern nicht auch?«
Mit erstaunten Minen antworten die Bayern: »Ja mei, dös gibt´s wohl nur in Hamburg«. Jetzt zieht es uns jedoch zum WOMO.
Nach fünf Minuten stehen wir an der Elbe, die Sonne spiegelt sich schon rosa auf dem Wasser. Der Metallzaun und die Weidensträucher hinter dem Wohnmobil bringen meinen Dom auf eine (gute?) Idee. Er kettet mich hier fest – oh, peinlich: Sollten in den anderen WOMOs Frühaufsteher sein? Hoffentlich nicht! – und schneidet (als echter Camper immer mit einem Schweizer Messer ausgerüs-tet) ganz in Ruhe ein paar Weidenruten. Meinem Dom fällt nichts Besseres ein, als im Wohnmobil dann auch die neuen Spielzeuge auszuprobieren. Nach einem letzten Spiel sinken wir in unsere gemütlichen Betten, die Elbwellen schlagen gegen die Ufersteine, die Sonne blinzelt durch die Fenster ... schnarch ...
Samstag Mittag: Es meldet sich nach einem kühlen Bad der Frühstückshunger. Jetzt wird geswitcht. Ich schicke den Herrn des Hauses zur Reeperbahn zum türkischen Laden, um Brötchen zu holen. Frau gibt Ehedom lieber nur abgezähltes Geld und eine Einkaufsliste mit, er soll sich ja nicht mit gefüllter Geldbörse in die Herbertstraße verirren – oder? Mit frischen Brötchen, duftendem Kaffee und den herrlichen Salaten aus der Elbstraße, die Schiffe beobachtend, beginnen die Sinne wieder zu erwachen – es ist Sommer! Hamburgs Einkaufsviertel für SMer, das Karolinenviertel mit der Marktstraße oder die Straßencafés locken uns nach draußen. Zuerst einmal wieder über die Reeperbahn – gucken, ob die »Boutique Bizarre« neue Verlockungen anpreist, und einen Cappuccino im Café »Monopol« direkt an der Reeperbahn trinken. Die Füße sind noch etwas schwer. Den Nachmittag kann man direkt am WOMO-Platz auf »Strandpauli« oder gleich in der Nähe in Neumühlen am Strand verbringen. Wer jetzt wieder hungrig ist, kann hier bei Tim Mälzer im »Weißen Haus« gourmetmäßig spachteln, frei nach seinem Motto: »Schmeckt nicht, gibt’s nicht«, könnte so doch glatt ein SMer gesprochen haben. Auch das »Cuneo« in der Davidstraße, eines der ältesten italienischen Restaurants in Deutschland, gehörte früher zu den Insidertipps und ist auch heute noch sehr zu empfehlen. Samstag Abend, das »Touch«, das »SittsaM« locken mit den jeweiligen Partys und sind auch supergut zu Fuß zu erreichen.
Sollte im »Roxx« oder »Traxx« eine Party stattfinden, bietet es sich an, entweder vor der Location zu campieren oder auf dem nahen Wohnmobilplatz bei der Firma Carl Paulmann (Poggenmühle) mit Blick auf die Speicherstadt und ihre Kanäle zu übernachten. Hier steht man sehr sicher mit Stromanschluss und Co. Brötchen darf Subbi dann am Morgen von der Tankstelle nebenan holen. Von hier aus ist man schnell zu Fuß zum Shoppen in der Mönckebergstraße und zum Gruseln im »Dungeon« in der Speicherstadt. Man steht aber hier auf dem Parkplatz sehr eng gedrängt. Der gut ausgerüstete Wohnmobilist hat für diese Situation natürlich vorgesorgt und holt eine batteriebetriebene Fliegenpatsche heraus, deren Stromstöße nicht nur Fliegen geräuschlos verkohlen, sondern auch geknebelte Subs leise erhitzen. (Diese Fliegenpatsche ersteht ihr z. B. bei der »Metro«, einem Einkaufsgroßmarkt am Ausgang U-Bahn Feldstraße, beim Karolinenviertel). Wer jedoch den Blick auf die Skyline von Hamburg genießen will, sollte sich auf den Standplatz direkt an der Elbe auf dem Gelände des Musical-Theaters des Veranstalters vom »König der Löwen« stellen. Von hier aus erreicht man die andere Elbseite mit den Elbschiffen.
Wir übernachten heute aber wieder am Fischmarkt. Am Sonntag Morgen, berieselt von Panflötenmusik – eine »Musikgruppe« hat zwanzig Meter entfernt ihre Ghettoblaster aufgestellt, echt romantisch –, erwachen wir, und, musikalisch inspiriert, holt mein Dom seine Schlagwerkzeuge heraus, um mich auf seine Weise romantisch zu wecken. Ein gut eingerichtetes Wohnmobil hat die Haken an der richtigen Stelle. Handschellen klicken – uff, ich wollte eigentlich aufstehen, um erst einmal Tee zu trinken. Jetzt liege ich angekettet auf dem Bauch, die Beine ge-spreizt, auf der Matratze. Mein Dom ist heute so musikalisch aufgelegt, er probiert mehrere Rhythmen auf meinem sich immer mehr rötenden Rücken und Hintern, der schon glüht und das Wohnmobil heizt. Wir brauchen keine Angst haben, unsere WOMO-Nachbarn mit unserer Musik zu beglücken, da auf dem nebenan liegenden Fischmarkt das laute Markttreiben vom Geräuschpegel alles übertönt. Händler preisen ihre Waren an, Käufer buckeln sich fast masochistisch mit diversen Blumentöpfen ab, um sich zu Hause zu wundern, wie ihre Wohnung geschrumpft ist. Der Fischmarkt lockt, in der Fischauktionshalle ist Jazz-Frühschoppen, die Feier geht weiter. Wach und voller Tatendrang gehen wir ins »SittsaM« zum Frühstücken und spielen in den Katakomben des Lokals. Ich spüre zwar noch die Spiele vergangener Stunden, trotzdem, es ist immer wieder spannend, in fremden Räumlichkeiten die Geräte auszuprobieren.
Ein Sonntag in Hamburg ist angebrochen. Wer Hamburg bei Sonnenschein jetzt genießen will, leiht sich ein Ruderboot an der Alster. So eine Bootsfahrt ist jedoch – Subbies, passt auf! – eher für den Dom recht lustig. Er lehnt in der Sonne, begutachtet die Spielsachen in der Outdoor-Tasche ... und lässt sich genüsslich auf dem Wasser kutschieren und seine Sub rudern – mit Schweißperlen auf der Stirn. Die Tasche ist ausgepackt. Gerte, neue Weidenruten, Patsche und Co. grinsen mich an. Auch das noch. Andere Boote sind weit genug entfernt, so dass meine zaghaften bis etwas lauteren Aufschreie vom glucksenden Wasser aufgefangen werden. Das Boot schaukelt – ein Tag geht langsam zu Ende.
Auf der Heimfahrt, es ist langsam Sonntag Abend, könnten wir schwören, wir wären eine Woche und nicht nur ein Wochenende SMige WOMOs in Hamburg gewesen. Gruß, die
Pfefferküsse – Pfefferkuss@gmx.de
Folsom Europe 2005
»Lebensfreude pur« oder einfach nur »jenseits der guten Sitten«: Politischer Skandal um die 2. Europe Folsom Fair in Berlin
Am 3. September fand zum zweiten Mal in Berlin die Europe Folsom Fair (www.folsomeurope.de) statt – das neben der Londoner Fetish Fair größte Fetisch-Straßenfest Europas. Für Aufsehen hatte dieses Event bereits im Vorfeld gesorgt, weil der Regierende Bürgermeis-ter Berlins, Klaus Wowereit (SPD), eine Grußbotschaft an die TeilnehmerInnen beigesteuert hatte, indem er in Bezug auf das Treffen der Fetisch-Szene von »Lebensfreude pur« sprach. Weiterhin warb der von der Berliner Boulvard-Presse als »rosaroter Partylöwe« titulierte, sich zu seiner Homosexualität bekennende Bürgermeister für ein tolerantes und weltoffenes Berlin. Eine Grußbotschaft, die auch von der Berlin-Tourismus Marketing GmbH und der Berliner Industrie- und Handelskammer (IHK) – beide offizielle Werbepartner der Folsom – in Hinblick auf die zu erwarteten 10.000 Berlin-BesucherInnen begrüßt wurde. Selbst im Rahmen der letzten Internationalen Tourismusbörse (ITB) wurde es in der Berlin-Werbung als ein kulturelles Highlight des weltoffenen und toleranten Berlins präsentiert – schließlich hat ja die Werbebranche bereits vor längerem die schwule Szene als konsumfreudige Kundschaft entdeckt. Die Berliner SPD selbst stellte sich öffentlich auch hinter ihren Wowi und seine Freude an Lederkerlen; sie war unweit der Folsom Fair mit einem Wahlkampfstand direkt vor einem Fetisch-Laden präsent.
Aus den Reihen der sich in der Opposition befindenden CDU gab es auf die Grußbotschaft einen Aufschrei, dass dies nicht mit dem Amt eines Regierenden Bürgermeisters zu vereinbaren sei, ein »zweifelhaftes Pornofest« zu unterstützen. Wörtlich hieß es in einer Pressemitteilung vom 30. August: »Wir sind fassungslos angesichts des Grußwortes des Regierenden Bürgermeisters für ein Straßenfest der internationalen Leder- und Fetischszene in Berlin mit dem Namen `Folsom-Europe´ einschließlich des von der Presse dargestellten Inhalts des dazugehörigen Flyers.« Weiterhin hieß es, dass diese Veranstaltung »jenseits der guten Sitten« stehe und »an Geschmacklosigkeit kaum zu überbieten« sei. Selbst der Verband Lesben und Schwule in der Union (LSU) blieb seiner Parteilinie treu und teilte nach einem Bericht im Internetforum gay-industries.com in einer Pressemitteilung mit: »Folsom Europe gefährdet mit der aggressiven Darstellung des Festcharakters und dessen potentieller Besucher die Akzeptanz der gesamten Homosexuellenszene in der Gesellschaft.« Weiterhin distanzierte sich der Verband von jeglicher »Gewalttendenz«, die der Fetisch-Szene damit implizit zugeschrieben wurde. Bis ins Plenum des Berliner Abgeordnetenhauses wurde dieses Thema auf Antrag der CDU-Fraktion getragen und auf die dortige Tagesordnung am 1. September gesetzt. Andere Parteien hingegen schwiegen sich dazu aus oder wurden zumindest nicht von den Medien wahrgenommen – nicht einmal die sich sonst so emanzipatorisch gebärdende Partei Grüne/Bündnis 90 mischte sich in die Debatte ein. Eine kleine Berliner Lokal-Posse, mochte mensch anfangs glauben, aber auf den Zug sprang nicht nur die Berliner Boulevardzeitung BZ auf, die bereits im vergangenen Jahr gegen die finanzielle Unterstützung der von Felix Ruckert initiierten Xplore 04 durch den Berliner Senat einen Kreuzzug führte, auch die überregionale Presse von der Bild über die konservative FAZ bis hin zum ehemaligen FDJ-Organ Junge Welt und Spiegel Online schlachteten den Skandal aus – ohne sich jedoch die Mühe zu machen, die Vorwürfe zu überprüfen oder Kontakt zur Szene aufzunehmen. Nur selten wurde Folsom als Fetisch-Veranstaltung beschrieben, vorherrschend war der Terminus »Sado-Maso-Fest,« und Focus Online erblödete sich sogar, von einer »Extrem-Sex-Party« zu schreiben, was die Sache nun wirklich nicht trifft. Ausgelöst hat den ganzen Presserummel Wowereits ehemaliger Parteigenosse und konkret-Redakteur Peter Kratz vom Berliner Institut für Faschismusforschung (BIFF) mit seiner Ende August veröffentlichten Pressemeldung »SS ist geil!«. Er konstruierte Verbindungen zur rechten Szene, warf der BDSM-Szene Verharmlosung von Vergewaltigungen, Militarismus und puren Rassismus vor. Seine Kritik reichte von der von ihm als deutsch-national eingestuften Scherpe des Mr. Leather Germany (»German Pride«) und seinem Spitznamen »Krieger« über das Comic-Sortiment eines der Werbepartnern des Festes, in dem sich Neonazi-Porno-Comics befinden sollen, bis hin zur Schwulenzeitschrift Box, die eine Anlaufstelle rechter Schwuler sei. Auf seine Argumentation stützte sich die gesamte politische Auseinandersetzung um die Folsom. Die Organisatoren der Folsom wiesen in einer Pressemitteilung die von Kratz erhobenen Vorwürfe entschieden zurück und verwehrten sich gegen solche nicht zureichend belegte Vorwürfe.
Von allen diesen Querelen war aber am 3. September in der Fuggerstraße bei der Folsom wenig zu spüren. Lediglich für die Boulevard- und Springer-Journaille wurde der Zugang zur Partymeile gesperrt. Der Großteil der durch die vielen Lederkerle verwirrten Anwohnerschaft, der teils mit rotem Kopf zwischen den Ständen durchschlich, schien die ganzen Debatten verdrängt zu haben, ebenso wie die schön gestalteten Plakate des Wiener Künstlers Sepp (www.sepp-of-vienna.at), die in den Schaufens-tern der einschlägigen Läden hingen. Im traditionell schwulen Kiez von Berlin-Schöneberg dürfte das Auftreten von solchen eigentlich auch keine große Verwunderung mehr auszulösen, vielmehr hingegen die Heteropärchen, die von den TeilnehmerInnen teilweise sehr argwöhnisch beäugt wurden. Schade, dass es da wiederum an Toleranz mangelte.
Wie bereits im vergangenen Jahr hatten die vier großen BDSM-Vereine – BVSM, SMART Rhein-Ruhr, Schmacht und BDSM-Berlin – das eine Ende der Straße belegt, gleich gegenüber der »Sektbar«, wie die Dixie-Toiletten spaßeshalber umgetauft wurden. Sie präsentierten neben einer kleinen repräsentativen Auswahl an Literatur zum Thema BDSM und einigen Info-Flyern auch das gute alte Andreas-Kreuz, an dem aus Freiwilligenmangel eine Barbiepuppe hing. (Ob die Bondage-Barbie anschließend in der zeitgleich laufenden Barbie-Ausstellung in den Rathaus-Passagen am Alexanderplatz weitergereicht wurde, ist mir leider nicht bekannt.) Im Gegensatz zu den BetreiberInnen der anderen Stände zeichneten sie sich durch einen weitgehend unauffälligen bzw. fehlenden Fetisch aus. Andere Gruppen und Projekte aus der Szene glänzten hingegen durch Abwesenheit – sei es die Fetischfachzeitschrift Marquis oder auch die Schlagzeilen. Die RepräsentantInnen der vier Gruppen trafen sich zum Ausklang des Wochenendes am nächsten Morgen zu einem gemeinsamen Frühstück auf Einladung von BDSM-Berlin. Das Standsortiment insgesamt unterschied sich diesmal auch nicht großartig von dem im letzten Jahr. Neben uns BDSMlerInnen präsentierten sich diverse schwule Clubs, einschlägige Geschäfte, ein Verband schwuler Polizisten und die AIDS-Hilfe, deren polnische Schwesterorganisation auch zu den im vergangenen Jahr durch die Spendensammlungen der Schwestern des Ordens der perpetuellen Indulgenz unterstützten Projekte gehörte. Weiterhin wurden im vergangenem Jahr das Café Positiv und ein Integrationskindergarten finanziell unterstützt. Nach Angaben der Veranstalter sollen in diesem Jahr neben der bereits erwähnten Kita auch das Altenpflegeprojekt ZiK Berlin (Zuhause im Kiez e. V.), der Pflegeverein SchwIPS e. V. in Köln und ein Frauenprojekt in den Niederlanden gefördert werden.
Eine Bereicherung der üblichen Stände (Lesben und Schwulen Verband – LSV, Mann-O-Meter etc.) stellte das Leather Archives and Museum (LA & M) aus Chicago dar. Ein Teil der Sammlung befindet sich momentan als Wanderausstellung auf Europa-Reise und wurde, nachdem es bereits in Hamburg zu sehen war, auch während der Folsom in Berlin gezeigt, bevor es in die Niederlande weiterwanderte.
Am Nachmittag füllte sich langsam die mit Leather Pride-Fahnen gesäumten Straße mit Skin-, Leder- und Armee-Fetischisten. Noch von den vielen Partys der vergangenen Nacht geschafft, schlenderten sie getreu dem Motto »Sehen und gesehen werden« die Straße entlang. Vor allem die Leder- und die American-High-way-Patrol-Fraktion dominierte am frühen Nachmittag das Straßenbild, während die Gummi-Fraktion nur vereinzelt in Erscheinung trat. Die meisten Outfits stammten direkt von der Stange der einschlägigen Läden. Nur selten stachen TeilnehmerInnen durch ein besonders kreatives Outfit hervor. Ebenfalls zahlreich war die Skinfraktion vertreten. Nackte Haut unterhalb des Kopfes war aufgrund der nicht gerade sommerlichen Temperaturen hingegen eher selten – in alter Cowboymanier wurde daher häufig auf Jeans unter den Chaps zurückgegriffen, statt den nackten Arsch zu präsentieren. Auch die DJs am vom Mr. B gesponsorten Mischpult schafften es nicht, mit ihrem etwas kruden Mix aus Diskosound und elektronischer Musik, dem Publikum einzuheizen. Heißer waren dagegen die angereisten Mr. Leathers und Mr. Rubbers, die sich im halb-stündigen Wechsel für Erinnerungs-Foto-Shootings zur Verfügung stellten – u. a. der bereits erwähnte Krieger, der im Jahr 2004/05 amtierende Mr. Leather Germany, der auch für die letzte Ausgabe des SMART-Rhein-Ruhr-Infos eine Grußbotschaft beigesteuert hatte. Lust- und Liebesbekundungen – sei es zart oder hart – waren bei dem Fest der »Lebensfreude« relativ selten anzutreffen. Anscheinend war vielen die Berichterstattung doch auf den Magen geschlagen – oder mensch hatte Angst, dass Kinder durch den Anblick öffentlich gelebter BDSM-Sexualität geschädigt werden könnten.
Die in den Phantasien der GegnerInnen der Folsom auftauchenden Vorstellungen von großangelegten öffentlichen Sexorgien und SM-Performances wurden daher bitter enttäuscht. Das offen mitgeführte SM-Equipment wie Peitschen, Rohrstöcke und Gerten ließ sich an einer Hand abzählen. Nur wenige Doms führten ihre Subs an Handschellen oder Hundeleinen über das Fest. Das kam erst auf den vielen Partys nach dem um 22:00 Uhr beendeten Fest zur Aktion.
Das von der Veranstaltern proklamierte Ziel, für die Toleranz gegenüber der Fetisch-Szene zu werben und Flagge zu zeigen, scheint gerade vor dem eingangs erwähnten Skandal des Grußwortes von Wowereit berechtigt. Gleichzeitig fehlte die Thematisierung des Krankheits-Klassifikationsverzeichnisses International Codex of Diseases (ICD) [Internationaler Kodex der Krankheiten], in dem Fetisch neben BDSM immer noch als eine krankhafte Störung der sexuellen Präferenz auftaucht. Gerade den Kampf gegen diese Stigmatisierung sowie die anderer in die Bereiche des BDSM gehörigen sexuellen Vorlieben zu Krankheitsbildern gehört seit längerer Zeit zu Arbeitsschwerpunkten der BVSM. Schade, dass dieser die sexuelle Identitätsausrichtung der Teilnehmenden übergreifende, verbindende Kampf nicht auf der Tagesordnung stand.
Weiterhin ist zu bemängeln, dass die heterosexuelle Fetisch-Szene kaum Notiz von der Fair nahm und sich nicht sehr umfangreich bzw. fast gar nicht einbrachte. Während sich die homosexuelle Szene mit einem breit angelegten Partyangebot für die unterschiedlichsten Fetische von Sport/Sneakers, deren Vertreter sich zeitgleich zum sechsten Mal in Berlin zu einem gemeinsamen Treffen versammelten, über Lack/Leder bis hin zu Krawatten präsentierte, sprang nicht ein einziger hetero-dominierter BDSM-Club auf den Zug auf und veranstalte eine außer der Reihe stehende Fetischparty. Die Separierung der unterschiedlichen Szenen zeigte sich wieder einmal deutlich.
Vor dem Hintergrund des seit 20 Jahren in San Francisco durchgeführten Festes, das jährlich hunderttausende Fetisch-FreundInnen lockt, und seinen Ablegern in New York sowie im kanadischen Toronto steckt das Berliner Ereignis noch in den Kinderschuhen – trotz der beachtlichen BesucherInnen-Zahl im vergangenen Jahr und in diesem Jahr. Auf längere Sicht sollte mensch sich aber Berlin als europäische Hauptstadt der Fetisch-Szene mit der Europe Folsom Fair und dem German Fetisch Ball vormerken – auch wenn Vivienne Westwood als eine legendäre Ikone der Fetischszene nach über einem Jahrzehnt ihre Lehrtätigkeit an der Universität der Künste in Berlin beendet hat und nach England zurückkehrte.
Es bleibt zu hoffen, dass die Fetisch-Szene den Presserummel um sie für eine eigene Pressekampagne zu nutzen versteht, um gegen die Vorurteile und Fehldarstellung in der Öffentlichkeit vorzugehen. Eine Flut von LeserInnenbriefen zu den vielen Fehldarstellungen und Verkürzungen in der Darstellung über Fetisch und Sadomasochismus blieb leider bislang aus.
Camillo Rack

Die SM-Studie
Die Vorgeschichte
Die Idee zu der Diplomarbeit von Eva Daschek und Axel Konrad entstand bei etwas Wein auf einem Balkon in der Heidelberger Weststadt. Beide Autoren sind selbst keine Sadomasochisten, sondern wurden im Rahmen ihres Psychologie-Studiums im Fach Psychopathologie auf das Phänomen Sadomasochismus und dessen zweifelhafte Klassifikation in psychiatrischen Lehrbüchern und diagnostischen Manualen aufmerksam. Nach dem in Deutschland verwendeten Diagnosemanual ICD-10 ist Sadomasochismus unter F65.5 nach wie vor als psychische Störung zu klassifizieren, auch wenn die Neigung für den Betroffenen mit keinerlei Leidensdruck oder sonstigen Beeinträchtigungen einhergeht. Nach Meinung der Autoren ist einvernehmlich ausgelebter Sadomasochismus keine sexuelle Störung, sondern eine sexuelle Neigung unter vielen.
Ziel der Arbeit sollte es sein, den Zusammenhang zwischen Sadomasochismus und bestimmten Persönlichkeitseigenschaften und Erfahrungen zu untersuchen und einige der existierenden Vorurteile in Frage zu stellen.
Die Studie
Zur Untersuchung der Gesamtpersönlichkeit wurden zwei standardisierte Fragebögen eingesetzt, die mehrere, sehr unterschiedliche Eigenschaften erfassen. Zudem wurde untersucht, ob bei Sadomasochisten ein überdurchschnittliches Bedürfnis nach intensiven, außergewöhnlichen Erfahrungen (Sensation Seeking) vorliegt. Des Weiteren wurde das Vorkommen von Missbrauchserfahrungen in der Kindheit (emotionaler, körperlicher und sexueller Art) und die Inanspruchnahme psychiatrischer/psychotherapeutischer Hilfe (aktuell und in der Vergangenheit) erfragt. Die beiden letzten Faktoren wurden empirisch mit Hilfe von selbst konstruierten Fragebögen erhoben, ebenso die demografischen und sexualitätsbezogenen Daten. Dabei wurde SM als kontinuierliche Variable betrachtet und über den Anteil der BDSM-Sexualität an der Gesamtsexualität operationalisiert. Von den Autoren wird also angenommen, dass eine sadomasochistische Neigung mehr oder weniger ausgeprägt vorliegen kann und auf einem Kontinuum einzuordnen ist.
Es wurden online 1129 Probanden untersucht, von denen 616 Personen angaben, eine mehr oder weniger stark ausgeprägte sadomasochistische Neigung zu haben. Die Studie gehört damit zu den größten Untersuchungen über Sadomasochismus im deutschsprachigen Raum. 642 Männer und 487 Frauen nahmen an der Erhebung teil. Die Altersspanne variierte zwischen 17 und 78 Jahren, das Durchschnittsalter lag bei 31,24 Jahren. Die Probanden wurden zum Teil mit Hilfe des SM-Stammtisches Heidelberg und über die SWL rekrutiert; die nicht sadomasochistischen Probanden wurden über die E-Mail-Verteiler verschiedener Universitäten um die Teilnahme gebeten. Alle Probanden füllten die Fragebögen online aus, wodurch die Anonymität gewährleistet war.
Die Ergebnisse
Bezüglich des Zusammenhangs zwischen der Ausprägung der sadomasochistischen Neigung und dem Persönlichkeitskonstrukt Sensation Seeking (welches die Suche nach neuen, intensiven Eindrücken erfasst), ergab sich ein signifikantes Ergebnis für die Subskala Experience Seeking. Dies legt nahe, dass bei ausgeprägterer SM-Neigung ein stärkeres Bedürfnis nach Stimulation vorliegen könnte. Für die Persönlichkeitsskala Gehemmtheit fand sich ein negativer Zusammenhang mit dem SM-Anteil; eine höhere Ausprägung der sadomasochistischen Neigung scheint also mit weniger Gehemmtheit einherzugehen. Dabei muss angemerkt werden, dass die Skala Gehemmtheit nicht Verklemmtheit in Bezug auf Sexualität erfasst, sondern eher eine soziale Gehemmtheit im Umgang mit anderen Menschen generell meint. Für die Skala Liebenswürdig/Histrionisch ergab sich ein signifikanter positiver Zusammenhang mit höher ausgeprägter Neigung. Dies könnte dafür sprechen, dass ausgeprägter Sadomasochismus mit einer Tendenz (und Fähigkeit) zur Selbstdarstellung einhergeht.
Dafür, dass Missbrauchserlebnisse in der Kindheit mit Sadomasochismus in Zusammenhang stehen, fanden sich keine Anhaltspunkte. Für die Inanspruchnahme psychiatrischer/psychotherapeutischer Hilfe in der Vergangenheit ergab sich hingegen ein bedeutsamer Zusammenhang mit der Ausprägung der sadomasochistischen Neigung. Insbesondere depressive Erkrankungen fanden sich gehäuft bei den sadomasochistischen Probanden.
Weitere Daten hinsichtlich der SM-Sexualität zeigen, dass in Bezug auf SM viel zu häufig »schwarz-weiß« gedacht wird. Die Angaben des Anteils der SM-Sexualität an der Gesamtsexualität variierten stark zwischen 0 und 100 %, was unsere Annahme eines Kontinuums anstatt einer Trennung in Sadomasochisten vs. Normale unterstützt. Interessant ist, dass auch in der studentischen Kontrollgruppe 17,8 % der Befragten angaben, Erfahrungen mit sadomasochistischen Praktiken gemacht zu haben. Dieser hohe Wert könnte dadurch zustande kommen, dass die Kontrollgruppe nicht repräsentativ für die Gesamtbevölkerung ist, sondern sich aus Studierenden und anderen eher jungen Menschen zusammensetzt, die evtl. neuen und ausgefallenen Erfahrungen aufgeschlossener gegenüber stehen als der Durchschnittsbürger.
Erwähnenswert ist außerdem, dass das in der psychologischen Fachliteratur bisweilen vermutete Verhältnis Sadisten: Masochisten von 1:4 in unserer Studien nicht gefunden wurde. Vielmehr gaben 30,1 % der untersuchten Personen mit SM-Neigungen an zu switchen, 22,4 % bezeichnen sich als M-Switcher (eher masoschistisch) und 17,6 % als S-Switcher (eher sadistisch). Als rein devot/masochistisch (17,6 %) oder dominant/sadistisch (12,2 %) sehen sich nur eine kleine Anzahl der Probanden, was gegen die weit verbreitete Einteilung in »sado« oder »maso« spricht. Klischeeentsprechend hingegen ist die Befundlage zu Rollenpräferenz und Geschlecht: Männer sind sehr viel häufiger auf der dominanten Seite zu finden als Frauen. Nur 12 von 309 sadomasochistischen Probandinnen gaben an, rein dominant zu sein.
Interessant waren auch die Ergebnisse bezüglich der sexuellen Orientierung. Circa 30 % der Sadomasochistinnen gaben an, bisexuell zu sein, während dies bei nur knapp 5 % der weiblichen Kontrollgruppe der Fall war.
Diese Ergebnisse geben zusammenfassend Anhalt dafür, dass sowohl die Ausprägung der sadomasochistischen Neigung als auch die Rollenpräferenz von Sadomasochisten in einem gewissen Zusammenhang mit bestimmten Persönlichkeitseigenschaften stehen könnte. Allerdings ergab sich für viele der untersuchten Persönlichkeitsskalen kein Zusammenhang mit Sadomasochismus. Dies gilt insbesondere für diejenigen Skalen des FPI-A1, die unterschiedliche Aspekte emotionaler Labilität sowie Aggressivität erfassen, was dafür spricht, dass Sadomasochisten keine Persönlichkeitsstruktur aufweisen, die generell als psychisch labiler oder aggressiver zu bezeichnen ist als die der Nicht-Sadomasochisten. Die Tatsache, dass sich kein Zusammenhang zwischen Missbrauchserlebnissen in der Kindheit und Sadomasochismus ergab, deutet darauf hin, dass die alltagspsychologische Annahme, Sadomasochisten seien meist als Kinder missbraucht worden, falsch ist. An dieser Stelle sollte erwähnt werden, das ein eventueller Zusammenhang mit sonstigen Traumata erforschenswert wäre. Der Zusammenhang zwischen der Inanspruchnahme psychiatrischer Hilfe in der Vergangenheit, nicht aber in der Gegenwart (insbesondere in Bezug auf depressive Störungen) und Sadomasochismus kann möglicherweise dadurch erklärt werden, dass Sadomasochisten noch vor einigen Jahren wesentlich größere Probleme hatten, ihre Neigungen auszuleben und Gleichgesinnte kennenzulernen, als heute, womit die Neigung als belastender Faktor bei bestimmten Personen zur Entstehung einer Depression beigetragen haben könnte. Möglicherweise führen sadomasochistische Neigungen aber auch besonders in früheren Lebensabschnitten zu psychischer Beeinträchtigung und Konflikten mit dem Umfeld.
Die Ergebnisse der Studie sind insgesamt nicht einheitlich und eher schwierig zu interpretieren. Ein umfassendes Erklärungsmodell für Sadomasochismus kann aus ihnen nicht abgeleitet werden, allerdings sprechen die gewonnenen Daten doch ziemlich eindeutig gegen viele Vorurteile bezüglich Personen, die BDSM praktizieren. In Bezug auf die psychiatrische Diagnostik sprechen unsere Daten dafür, dass Personen mit sadomasochistischen Neigungen nicht unbedingt psychisch auffällig sind und deshalb auch nicht aufgrund ihrer Vorlieben als psychisch Gestörte klassifiziert werden sollten.
Für alle, die Interesse an der Studie haben, steht diese unter www.sm-heidelberg.de zum Download bereit.
E. Daschek/A. Konrad
Verpasste Gelegenheiten
Kennt Ihr das? Es gibt Stunden, Minuten oder auch Tage und Nächte, da beschäftigt einen das Leben, welches man bis zum heutigen Tage verbracht hat. Erinnerungen ziehen am geistigen Auge vorbei. Wie bei allem, so finden sich hier gute und schlechte Erfahrungen. Was mich zur Zeit bewegt, ist so eine Art Mittelding zwischen gut und schlecht, es sind die verpassten Gelegenheiten. Jeder von uns kennt die verpasste Gelegenheit, die verpasste Chance, das Innehalten vor dem geöffneten Tor – bildlich gesprochen, und plötzlich ist das Tor versperrt und die Chance kommt nie wieder. Was war der Grund? Warum hat man nicht die gebotenen Möglichkeiten ergriffen? Die Sätze, welche mit »Hätte ich doch ...« oder »Wenn ich doch nur ...« beginnen, kennen wir ja alle zu genüge.
Ich möchte Euch als Beispiel etwas aus meinem Leben zum Thema »Verpasste Gelegenheiten« erzählen. Vielleicht findet sich hierin eine Leserin oder ein Leser wieder und möglicherweise finden Zaghafte und Schüchterne eine kleine Anregung für ihre eigene innere Stärke. Es würde den Autor jedenfalls freuen.
Es ist schon eine kleine Weile her. Vor 20 bis 25 Jahren war ich ein schüchterner junger Mann. Ich hätte mir lieber die Zunge abgebissen, als es gewagt, eine Frau anzusprechen. Aber damals, als schüchterner Mann mit dominanten Phantasien, fühlte ich mich hilflos, denn wie gerne hätte ich jemanden kennen gelernt, um mit ihr meine Phantasien zu teilen, aber ich war im wahrsten Sinne des Wortes sprachlos. Ich schwitzte also mein Testosteron aus und plagte mich mit einer elenden Spannung zwischen »wollen« und »nicht können«. Ein Bekannter sagte mir damals, dass ich eigentlich bekloppt sein müsste, ich könnte sie doch alle haben, müsste nur zugreifen. Diese Feststellung hat mich seinerzeit sehr zermürbt, denn ich konnte nicht zugreifen – wie denn auch, schließlich stand ich mir selbst im Weg. Viele sich bietende Gelegenheiten habe ich aus diesem Grunde erst gar nicht mitbekommen.
In diesen Jahren wurde ich eher von Frauen gefunden, aufgelesen und mit nach Hause genommen. Dies passierte nur, wenn ich nicht auf der »Suche«, sondern nur ich selber war. Feinfühlig, aufmerksam, ehrlich, offen und humorvoll. Es sind Frauen dabei gewesen, die dominant waren, die selber einsam waren, Frauen mit ausgefallenen Sexualpraktiken und sogar eine bekennende Nymphomanin. Von allen Frauen habe ich gelernt und etwas Positives mit in mein Leben genommen, was immer es auch war.
Natürlich hatte ich Anzeigen aufgegeben. Es gab auch Reaktionen und eine dieser Reaktionen beschäftigt mich heute noch bei meinem Rückblick auf die verpassten Chancen. Kurz erzählt: Paar, beruflich die eine Hälfte des Jahres in Westafrika, suchte jungen dominanten Mann für Sie, während ihres Aufenthalts hier in Deutschland. Briefe, Fotos und Telefonate gingen hin und her. Ihre Kontaktsuche war echt, und das Paar bot einem im vollen Saft stehenden jungen Dominus alles, was man sich nur vorstellen konnte. Gleichfalls interessierten mich bi- oder homosexuell veranlagte Männer. Einen guten Kontakt zu einer entsprechenden SM-Gruppe hatte ich bekommen. Trotzdem habe ich es in beiden Fällen von meiner Seite aus nicht zu einem Treffen kommen lassen.
Der Grund dafür, dass es bei beiden Chancen nie zu einem Treffen, einem persönlichen Kontakt oder einer Orgie kam, war: Angst und Unsicherheit. Denn gerade in dieser Zeit kam AIDS in die Medien. Die Zeitungen waren voll mit allen möglichen und unmöglichen Berichten wie: AIDS bekommt man durch Hände-Schütteln, AIDS kommt aus Afrika und wird durch Sex und Mückenstiche übertragen, Warnung vor Reisen nach Afrika, nur Homosexuelle sind betroffen usw., usf. Heute sind wir besser informiert. Damals war nicht nur ich nicht richtig informiert und überaus verunsichert und verängstigt, sondern fast alle. Deshalb auch mein Innehalten vor der Chance, etwas Gesuchtes, etwas Außergewöhnliches auszuprobieren und zu erleben.
Heute würde ich mit einer vergleichbaren Situation anders umgehen. Über bestehende oder vermeintliche Unsicherheiten, fehlende Erfahrung, Wünsche, Vorstellungen, Risiken und Bedenken kann und sollte man reden. Viel habe ich erreichen können, wenn im Vorfeld frei und ohne falsche Scham über alles gesprochen wurde, auch über Unsicherheiten. Dies ist aus meiner Sicht besonders wichtig bei neuen Kontakten. Allerdings sollte nichts zerredet werden, das kann leider schnell passieren und das Ende einer Zusammenkunft sein.
Als schüchterner oder zaghafter Mensch kann man mit Reden und mit »darüber Sprechen« seine Hemmung etwas lindern. Gut, das muss man üben, und es braucht auch hier ein Gespür für die Situation, aber mit der Zeit stellt sich das ein. Zum Schluss fällt mir eine Liedzeile, gesungen von Nina Hagen, ein: »Wenn du scharf bist, musst du rangehen«. Hat mir geholfen – damals. Danke, Nina. Also, Ihr Schüchternen und Zurückhaltenden im Lande: Redet, teilt Euch mit, geht ran, auch sprachlich. Versucht es, dann klappt es auch mit dem Scharf-Sein zu zweit, zu dritt, zu ganz vielen ...
Thomas

Bücher
Es gibt ja eine ganze Menge Literatur, die mehr oder weniger erotisch in den Randbereichen des Themas SM angesiedelt ist. Und meist mache ich einen Bogen um diese Bücher, denn mir ist ein Krimi in der Regel lieber. Manchmal jedoch lasse ich mich auf einen Roman ein, der nicht eindeutig als SM-Buch daherkommt. In diesem Falle war es ein Buch mit dem verlockenden Titel »Spiel nach meinen Regeln«, halb Aufforderung, halb Feststellung. In diesem Roman geht es um einen Mann, auf den es zwei Frauen abgesehen haben. Die eine entspricht den typischen Schönheits-Klischees, die andere ist eher der Typ Frau von nebenan. Spannend und lustig ist dabei zu sehen, wie beide mit den unterschiedlichsten Mitteln um das Herz des Mannes kämpfen. Natürlich gibt es verbundene Augen, Handfesseln und ein bisschen Haue, wie es sich eben für einen modernen erotischen Roman gehört. Mir hat es gefallen, gerade weil die sadomasochistischen Szenen nicht so plakativ im Vordergrund stehen.
Lager Artikel - sofort Lieferbar
Spiel nach meinen Regeln - das letzte Exemplar
Autor/Interpret: Monica Belle
Zwei Frauen kämpfen um denselben Mann. Eine entspricht dem Schönheitsideal, die andere ist der Typ Frau-von-Nebenan. Trotz verbundener Augen, Handfesseln und Schlägen kein eindeutiges SM-Buch. SM-Szenen stehen nicht im Vordergrund. Taschenbuch, 288 Seiten, rororo statt 7,90 € nur 3,-- € Gebrauchsspuren - unser Blätterexemplar
Autor/Interpret: Monica Belle
Zwei Frauen kämpfen um denselben Mann. Eine entspricht dem Schönheitsideal, die andere ist der Typ Frau-von-Nebenan. Trotz verbundener Augen, Handfesseln und Schlägen kein eindeutiges SM-Buch. SM-Szenen stehen nicht im Vordergrund. Taschenbuch, 288 Seiten, rororo statt 7,90 € nur 3,-- € Gebrauchsspuren - unser Blätterexemplar
Vor einiger Zeit kam das Buch "Extrem!" bei dem für nette Unterhaltung mit SM-Touch bekannten Verlag »Schwartzkopf und Schwartzkopf« heraus. Nach dem gleichen Strickmuster gibt es jetzt einen Nachfolgeband, »Extrem! 2«, der teilweise in Interview-Form, teilweise erzählerisch Erfahrungen unterschiedlichster Leute aus dem SM-Bereich und der Swinger-Szene wiedergibt. Irgendwo zwischen Ratgeber-Literatur und Bekenntnis-Buch angesiedelt, kann es Leuten helfen, ihre eigene Andersartigkeit anzunehmen und zu akzeptieren. Ob die schon angekündigten Fortsetzungen nicht irgendwann nur noch dem voyeuristischen Interesse von Nicht-SM-Leuten dienen sollen, bleibt abzuwarten. Ich jedenfalls fand es unterhaltsam, und das ist ja immerhin etwas.
Ausverkauft - Extrem! 2 - das letzte Exemplar
Schwarzkopf & Schwarzkopf
Autor/Interpret: Christoph Brandhurst (Hrsg.)
Fortsetzung des Bestsellers "Extrem!" Paperback, 248 Seiten statt 9,90 € nur 7,00 € Gebrauchsspurem - Unser Blätterexemplar
Schwarzkopf & Schwarzkopf
Autor/Interpret: Christoph Brandhurst (Hrsg.)
Fortsetzung des Bestsellers "Extrem!" Paperback, 248 Seiten statt 9,90 € nur 7,00 € Gebrauchsspurem - Unser Blätterexemplar
Wer auf Nylons steht, wem das Knistern von Strümpfen mit Naht durch Mark und Bein geht, wer den Blick nicht abwenden kann von Beinen, die nur mit diesem Hauch von durchsichtigem Stoff bekleidet sind, dem bietet das neue Buch "Fascinations" aus dem Absatz Verlag wieder jede Menge Augenschmaus. Was Paul Goff in schlichtem Schwarz-Weiß in den letzten dreißig Jahren fotografiert hat, ist nicht wirklich eine Geschichte des Nahtstrumpfes, aber seine Auswahl bietet eine erotische Sammlung ansprechender Fotos, denen man die Liebe des Fotografen für Nylons deutlich anmerkt.
Matthias
»Brennende Fesseln« ist ein Leckerbissen für alle, die sowohl Fans von Krimis und Thrillern als auch SMler sind. Gute SM-Szenen eingebaut in eine spannende Story.
Nora versucht, den Mörder ihrer Schwes-ter zu finden, die tot und grausam verstümmelt in ihrem Apartment gefunden wurde. Beim Lesen ihrer Tagebücher stellt sie fest, dass ihre schüchterne und unscheinbare Schwester ein ungeahntes Doppelleben führte. Sie war Masochistin und hatte eine leidenschaftliche Affäre mit M., einem dominanten Sadisten. Nora vermutet, dass er der Mörder ist. Und da die Ermittlungen der Polizei im Sande verlaufen, lässt sie sich ebenfalls auf eine Affäre mit ihm ein, um ihn zu überführen. Doch anstatt einen kühlen Kopf zu bewahren, erliegt sie seiner erotischen Anziehungskraft und ihrer eigenen devot-masochistischen Ader. M. bleibt der Grund, aus dem Nora sich mit ihm einlässt, natürlich nicht verborgen. Und er setzt ihre Neugier und ihre Angst gezielt ein, um sie gefügig zu machen, sie bei der Stange zu halten und sein perfides Vergnügen mit ihr zu haben.
Nicht nur die Frage »War er´s, oder war er´s nicht?« ist so spannend in Szene gesetzt, dass man mühelos über die Seiten fliegt. Auch Noras Wechselbad der Gefühle aus Angst, Faszination und Hingabe trägt wesentlich zum Lesegenuss bei. Und die SM-Szenen sind wirklich phantasieanregend – auch und gerade weil sie zum Teil weit über das hinausgehen, was normaler SM ist. Eine Frau in einem Schweinestall in eine leere Box zwischen die anderen Sauen zu stecken und sie von hinten durchzuficken, während Ferkel an ihren Brüsten säugen, ist schon etwas heftig. Die meisten SM-Szenen bewegen sich allerdings im klassischen Rahmen zwischen Schmerz, Bestrafung, Unterwerfung und Hilflosigkeit. Nur kommt hinzu, dass weder Nora noch der Leser wissen, ob M. einfach nur ein guter Edgeplayer ist, der gekonnt mit dem Verlangen und der Angst seines Opfers spielt, oder ein psychopathischer Mörder.
Ein spannender Thriller mit viel Erotik und SM. Geschrieben von einer Autorin, die offensichtlich über Sachverstand verfügt.
»Unschuldig« von Aishling Morgan hat – grob gesagt – dieselben Stärken und Schwächen wie ihr erstes Buch »Entführt!«. Es ist keine hohe Literatur, dafür aber eine prima Wichsvorlage. Eine Freundin, die bei uns zu Besuch war und sich »Unschuldig« als Gute-nacht-Lektüre mit ins Bett nahm, meinte am nächsten Morgen: »Toll! Endlich mal ein Buch, bei dem man die Stellen zum Wichsen nicht erst lange suchen muss!«
Ort der Handlung ist das Nonnenkloster St. Quay, dessen Schülerinnen einem strengen Regiment von körperlicher Züchtigung und erniedrigenden Diens-ten ausgesetzt sind. Lalage Vergelesses hat doppelt schwer zu tragen, denn sie ist die Prügelmagd der Tesserette d′Ortaise, der missratenen Nichte eines hohen kirchlichen Würdenträgers. An ihrer statt muss sie die Strafen entgegennehmen. Doch die zurückhaltende Lalage ist nicht das, was sie zu sein scheint, und hinter den merkwürdigen SM-Ritualen des Klosters verbergen sich ebenfalls finstere Geheimnisse.
Einige Szenen können auch für nicht gestandene (und gekniete) SMer ekelhaft und abschreckend wirken. Zum Beispiel, wenn die Mädchen mit Kot besudelt oder gezwungen werden, Urin zu trinken. Aber da hilft schnelles Überblättern zur nächsten ordentlichen Tracht Prügel. Denn obwohl kaum eine SM-Praktik ausgelassen wird, liegt der Schwerpunkt doch eindeutig auf Flagellation.
Man sollte sich übrigens nicht vom Titelbild abschrecken lassen: Ein unpassenderes Cover hätte der Verlag kaum finden können.
Ausverkauft - Unschuldig - Dasi letzte Exemplar
Passion Publishing
Autor/Interpret: Aishling Morgan
Die Schülerinnen eines Nonnenklosters sind einem strengen Regiment von körperlicher Züchtigung und erniedrigenden Diensten ausgesetzt. Kaum eine SM-Praktik wird ausgelassen. Keine hohe Literatur, aber prima Wichsvorlage. Unpassendes Cover. TB, 247 Seiten, Passion Publishing statt 12,95 nur noch 5,- € Lieferung in der Reihenfolge des Bestelleingangs Gebrauchsspuren - Unser Blätterexemplar
Passion Publishing
Autor/Interpret: Aishling Morgan
Die Schülerinnen eines Nonnenklosters sind einem strengen Regiment von körperlicher Züchtigung und erniedrigenden Diensten ausgesetzt. Kaum eine SM-Praktik wird ausgelassen. Keine hohe Literatur, aber prima Wichsvorlage. Unpassendes Cover. TB, 247 Seiten, Passion Publishing statt 12,95 nur noch 5,- € Lieferung in der Reihenfolge des Bestelleingangs Gebrauchsspuren - Unser Blätterexemplar
Mit ihrem Erstlingswerk »Devot« hat Cosette einen Kurzgeschichtenband mit lustvoll-lüsternen Geschichten und tiefgründigen Gedichten vorgelegt. Der Titel ist Programm: Die Hauptpersonen der Geschichten sind durchweg devote Frauen, die sich ihre erotische Ekstase durch Demut und Schmerz verdienen müssen.
Die Gedichte fesseln durch wunderschöne Formulierungen. Und die Kurzgeschichten sind ein Genuss für Geist und Lenden. Einige Kurzgeschichten spielen in der Jetzt-Zeit, andere sind wahre SM-Märchen. So hat ein Mädchen in einem nicht wirklich keuschen Kloster des 17. Jahrhunderts das Problem, dass die Züchtigungen durch die Mönche für sie eigentlich gar keine Strafe sind, weil sie sie sexuell viel zu sehr erregen. Und ein Pirat entführt eine schöne Frau, um ... – naja, ihr ahnt es schon. Doch auch die Gegenwartsgeschichten haben etwas Phantastisches. Oder gibt es inzwischen doch schon vollautomatische SM-Maschinen, die bei Lust und Qual kein Mitleid kennen?
Angenehm ist, dass Cosette nicht lang drum herum schreibt, sondern zügig zur Sache kommt. Manchmal fast ein biss-chen zu zügig. Hier und da wäre etwas mehr schmückendes Beiwerk gar nicht schlecht. Dafür beschreibt sie sowohl verbale Erniedrigungen als auch körperliche Züchtigungen und die Innenwelt der Frauen einfühlsam und authentisch.
Ausverkauft - Devot - Preiswsenkung
UBooks
Autor/Interpret: Cosette
Lüsterne Geschichten und tiefgründigen Gedichte. Titel ist Programm: Devote Frauen, müssen sich ihre erotische Ekstase durch Demut und Schmerz verdienen. Trotz vieler schöner Formulierungen kommt die Autorin zügig zur Sache. Ein Genuss für Geist und Lenden. Paperback, 119 Seiten, U-Books, demnächst mit noch einem neuem Cover, siehe unten. statt 13,90 nur noch 7,95
UBooks
Autor/Interpret: Cosette
Lüsterne Geschichten und tiefgründigen Gedichte. Titel ist Programm: Devote Frauen, müssen sich ihre erotische Ekstase durch Demut und Schmerz verdienen. Trotz vieler schöner Formulierungen kommt die Autorin zügig zur Sache. Ein Genuss für Geist und Lenden. Paperback, 119 Seiten, U-Books, demnächst mit noch einem neuem Cover, siehe unten. statt 13,90 nur noch 7,95
Michel
DVD
Der Schweizer Patrick Wanner, von dem wir ja schon die Dokumentation »Ganz nah dran« in Schlagzeilen 80 vorgestellt haben, hat eine weitere DVD herausgebracht. »Safe, sane and consensual« stellt in mehreren Portraits Mitglieder der schweizerischen und der deutschen SM- und Fetisch-Szene vor. Wanner begleitete sie ein Jahr lang mit der Kamera. Die Transsexuelle Lady Xena und ihre Freundin Alexa de Castell sprechen über ihre Lust am Fetisch und am Exhibitionismus. Die Kamera begleitet sie bei ihren Spaziergängen im Leder- und Latex-Outfit durch die Züricher Innenstadt und bei der Vorbereitung für eine Bühnenshow.
Diese beiden und auch die anderen Protagonisten, Matthias Grimme aus Hamburg mit seinen Bondage-Modellen Anna und Nicole, Meister R. Ronald mit seiner Sklavin Jasmin und Antonio mit Sklavin Anna, gehören zu den Menschen, die ihre Leidenschaft für SM, Fetisch und Bondage bereits frei und offen ausleben und mit ihren Performances bei Erotik-Messen und anderen Events auftreten.
Das Schwyzerdütsch der Interviews ist mehr als gewöhnungsbedürftig. Als Nordpflanze verstand ich anfangs ganze Passagen nicht. Aber mit ein wenig Mühe konnte ich mich in »die Fremdsprache« dann doch hineinhören. Schade, hier wären Untertitel, wie wir sie auch von 3SAT aus den Schweizer Nachrichten kennen, vielleicht angebracht, um ein breiteres Publikum zu erreichen.
Nicht so berauschend fand ich den Sprecher der Zwischentexte – lexikalische Passagen, die Erklärung der Begriffe SM, SSC, Bondage, Fetischismus u. a. werden pseudowissenschaftlich vorgetragen. Sie scheinen sich ausschließlich an vom SM oder Bondage völlig unbe-leckte Personen zu wenden und sind für den Eingeweihten bekannt bis banal.
Apropos Publikum: Patrick Wanner sagt in seinem Klappentext: »Wir werden in diesem Film Leuten begegnen und auch näher kennen lernen, welche sich in einer Szene voller Fantasien und Gefühlen bewegen, wo viele nur davon träumen. ... Genau über diese Leute werden wir berichten und aufzeigen, dass diese so genannten «abnormalen« Menschen ein normales und gefühlsbetontes Leben führen.«
Der letzte Satz beschreibt, an wen sich der Film richtet: nämlich nicht an uns, die wir BDSM machen und leben. Diesen Film sehe ich im Fernsehen, auf ARTE, 3SAT oder in den dritten Programmen. Er wendet sich an ein interessiertes Publikum, das mehr hinter die Kulissen schauen möchte.
Wer ein paar mehr sympathische Menschen kennen lernen möchte, die ihren Weg in die Öffentlichkeit gewählt haben, und sich vor der schwer zu verstehenden Sprache nicht scheut, denen kann ich den Film empfehlen. Allerdings ist der Teil des Films, der Matthias, Nicole und Anna zeigt, bereits in viel längerer Form auf »Ganz nah dran« zu sehen. Diese DVD wird jedoch mit einer weiteren Bondage-Show von Matthias als Bonusmaterial abgerundet.
Ausverkauft - Safe, Sane, Consensual
Autor/Interpret: Patrick Wanner (Buch & Regie)
Richtet sich nicht an aktive Sadomasochisten, sondern an neugierig aufgeschlossene Nicht-SMer. Stellt Mitglieder der SM- und Fetisch-Szene vor und erklärt in Zwischentexten Begriffe wie SM, SSC, Bondage und Fetischismus. Vorsicht: Teilweise in Schwyzerdütsch! DVD, 55 Minuten + Bonusmaterial statt 29,- nur noch 19,- €
Autor/Interpret: Patrick Wanner (Buch & Regie)
Richtet sich nicht an aktive Sadomasochisten, sondern an neugierig aufgeschlossene Nicht-SMer. Stellt Mitglieder der SM- und Fetisch-Szene vor und erklärt in Zwischentexten Begriffe wie SM, SSC, Bondage und Fetischismus. Vorsicht: Teilweise in Schwyzerdütsch! DVD, 55 Minuten + Bonusmaterial statt 29,- nur noch 19,- €
Kalender 2006
Mehr als in den früheren Jahren habt ihr in diesem Jahr die Gelegenheit, eure Wände mit vielen sehr schönen Kalendern zu verhängen. Als die SZ im Jahr 1993 den ersten deutschen SM-Kalender auf den Markt brachte, blieben wir auf einem Teil der Auflage sitzen. Wahrscheinlich war einfach die Zeit noch nicht reif. Da wir die immer noch sehenswerten Fotos von ToKo nicht dem Altpapier überantworten wollten, haben wir die zwölf Schwarzweiß-Aufnahmen als beschnittenes Portfolio (ohne Kalendarium) weiter im Programm. Gerahmt können sie sich auch neben den neuen Kalendern immer noch sehen lassen.
Inzwischen haben sich die Zeiten geändert. Es gibt nun die unterschiedlichs-ten Fetisch- und SM-Kalendarien. In den letzten beiden Jahren brachte Woschofius einen heraus, und auch der SMart-Kalender von 2005 schmückt noch manche Wand.
Schöne erotische Bilder in sein Wohnzimmer zu hängen ist »normaler« geworden. Und schon gar, wenn es Kunst ist. Und ganz große Kunst ist für mich der Kalender »The Adventures of Sweet Gwendoline« von Herbert W. Hesselmann. Der renommierte Weingarten Verlag bezeichnet seinen Kalender selbst als »einen Fotoroman der besonderen Art«. Die erotischen Fotografien des heute weltweit publizierten deutschen Fotografen erschienen in Playboy, Lui, Newlook, Max, Stern und anderen internationalen Magazinen. Sie hängen in Museen, und auch zahlreiche Preise wurden Hesselmann für seine Arbeiten verliehen. Wenn ein so bekannter und anerkannter Künstler sich daranmacht, die Bondage-Zeichnungen, die John Willie in den 40er- und 50er-Jahren für das Magazin »Bizarre« gemacht hat, in Fotografien umzusetzen, wird er damit hoffentlich mehr als einen Achtungserfolg einheimsen. Ich hoffe, dass diese wunderschönen, liebevoll inszenierten Fotos den Blickwinkel einer breiteren Öffentlichkeit für das Thema Bondage und SM positiv verändern werden.
Beim Ansehen der Kalenderfotos war ich der Meinung, alle Motive seien »eins zu eins« aus den Abenteuern der Sweet Gwendoline übernommen. Nach Jahren griff ich mal wieder zu diesem Kultcomic, der am Anfang meines SM-Lebens zu meiner liebsten »Einhand-Literatur« gehörte, um die Bildmotive zu suchen. Ich stellte fest, dass Hesselmann sich anscheinend sehr intensiv mit den Zeichnungen beschäftigt haben muss, denn er komponierte völlig neue Situationen, für die es keine direkten Vorlagen gibt. Für die blonde Gwendoline in vollkommener Wehrlosigkeit und Hingabe und U89, die dominante, schwarzhaarige Schöne in den weißen Breeches, hat Hesselmann Modelle gefunden, die den zwölf Farbmotiven Leben einhauchen. Ein Augenschmaus. Nicht nur ein Jahr lang.
Aus Österreich erreichte uns »Fetish Woman Only« von dem bekannten Fotografen und Comic-Zeichner Ronald Putzker. Klare Bilder, viel Latex, schöne Frauen! Auch wenn die Bilder keine Überraschungen bieten, so ist dieser Kalender allemal ein hübscher Schmuck für jedes Büro oder Wohnzimmer, denn die Bilder sind so edel, dass sie eher als Kunst denn als SM-pornografisch durchgehen. Den Pirelli-Kalender und Ähnliches lassen sie jedenfalls alt aussehen.
Gleich drei Kalender brachte uns Free Spirit Media persönlich ins Haus. Hinter diesem Label verbergen sich Mozart von Umbra et Imago und seine Partnerin Nanne – auch bekannt als Madeleine Le Roy. Gemeinsam ist allen drei Jahresanzeigern eine hochwertige 3D-Thermographiedrucktechnik, die den Bildern eine ungeheure Tiefe verleiht. Die Frontblätter der Kalender haben eine edle Prägung.
Am interessantesten für uns ist der Got-hic-Fetish-Akt-Kalender mit sehr schönen Schwarzweiß-Aufnahmen von Rick Jam und Andreas Krieg. »Madeleine Le Roy et ses amies« (und ihre Freunde) Mozart, Miri, Katja, Andrea und Kati setzen sich vor alten Gemäuern, weißen Kacheln oder in dunklen Kellern in Pose – in Korsett, Stiefeln, Netzkleidern oder fast ganz nackt. Hübsch anzusehende Goth-Girls.
Mir persönlich gefällt der limitierte »Memento Mori«-Kalender am besten. Alle Akteure wurden am ganzen Körper mit einer Spezialfarbe bemalt, die dann doch hinterher nicht mehr so leicht abging wie versprochen. Gregor Skowronek, der seit einigen Jahren das Art-Work für Umbra et Imago macht, fotografierte die Gruppe für das Memento Mori-Booklet und bearbeitete anschließend die Aufnahmen digital. Die Spezialfarbe machte es möglich, Haut bröckeln zu lassen und Gliedmaßen abzubrechen. Das hört sich gruseliger an, als es ist, denn herausgekommen sind abbröckelnde Statuen, römische Fundstücke, verwitterte Steinmetzarbeiten auf Grabsteinen, verfallene Reliefs an einer hinter Efeu versteckten Wand. Wunderschön und einzigartig. Die Venus von Milo winkt beifällig. ;-)
Für die absoluten Umbra et Imago- bzw. Dracul-Fans ist der Fan-Edition-Kalender »Umbra et Imago meets Dracul« gedacht. Mozart, Lutz und der Rest der Truppe in farbigem – zum Teil unveröffentlichtem – Großformat von Gregor Skowronek.
Die Kalender werden entweder in der Originalverpackung (Gwendoline) bzw. in der Rolle verschickt. Da es mindestens ein Päckchen wird und damit unsere Versandkosten gedeckt sind, müssen wir einen kleinen Extra-Obolus für die zusätzlichen Versandkosten aufschlagen.
Geli

Anna C
Eine Suche nach ästhetischen, schönen Dingen, die eine symbolische Übersetzung für eine weibliche Sicht auf Sexualität und das Leben als solches sein können. Das Spiel von Beherrschung und Hilflosigkeit, der Gegensatz zwischen und die Kraft von Schmerz und Lust, von Verborgenheit und Freiheit.
Von Kindheit an war ich interessiert an Bildern und Fotografie. Ich reiste viel und machte Reiseberichte in Bildern, zum Beispiel in Indien und der Türkei, während ich mit Staub, Müll und Farbe herumexperimentierte, um neue Bilder zu schaffen.
Schließlich fand ich mein Werkzeug, um mich auf dem Papier so auszudrücken, wie ich es wollte. Digitale Kreationen mit meinen eigenen Bildern, hergestellt mit Photoshop.
Ich betone den ästhetischen bildhaften Blickwinkel. Der weibliche Körper wird ins Zentrum meiner Arbeit gerückt und fließt in die Formen und den Hintergrund, in den er platziert wird, ein.
Diese Kreationen sind für mich nicht nur ästhetisch schön, sondern auch eine Suche nach Erlösung und ein Finden derselben.
Ich hoffe, sie werden den Dialog fördern und den Frauen mehr Redefreiheit geben. Auch deshalb, um das Tabu zu brechen, das immer noch die weibliche Phantasie und Sexualität, speziell im BDSM-Spiel, umgibt. Als Feministin ist es immer noch schwierig, sich in einem sexuellen Spiel als Masochistin zu geben.
Ich nutze mich selbst als Modell, weil es sich gut und sicher anfühlt, so zu arbeiten. In Zukunft werde ich auch mit anderen Modellen arbeiten, wenn ich durch sie inspiriert werde.
Seit einiger Zeit werde ich mit meiner Arbeit durch Veröffentlichungen und eine Ausstellung in Leuven bekannt. Der Großteil meiner Arbeit wurde in einem kreativen Schub geschaffen, in dem ich mich im letzten halben Jahr befand. Viele positive Reaktionen geben mir den Mut, damit weiterzumachen.
Anna C, Künstlerin, geboren im Juni 1969,
lebt in Leuven, Belgien.
E-Mail: annaca@telenet.be
Redaktionelles:
Vorweg 3
Briefe 4
Sicherheitsbrevier: Ein bisschen Physik für Bondage-Fans 14
Kunst: Anna C. 16
Nachrichten: Ein SM-Wochenende im Wohnmobil 20
Folsom Europe 22
Interview: Werner Fauster 28
Glosse: Das SZ-Team 30
Schwerpunktthema: SM ohne Geld 34
Centerfold 40
BoundCon II 52
Apollonia: Uniform(en) 54
Im Auge des Sturms 55
Karins Salon 58
Medien: Bücher und DVDs 59
Forum: Die SM-Studie 71
Forum: Verpasste Gelegenheit 72
Mit spitzer Feder: Der Anti-Outing-Leitfaden 74
Nachwort 78
Geschichten:
Buße 8
Regiedebüt 24
Mittagessen 32
Dämonia 46
Incognito 48
Der beißende Spott der Vampire 56
Marias Schuhe 64
Herrin 70
Stolz 72
Vorweg 3
Briefe 4
Sicherheitsbrevier: Ein bisschen Physik für Bondage-Fans 14
Kunst: Anna C. 16
Nachrichten: Ein SM-Wochenende im Wohnmobil 20
Folsom Europe 22
Interview: Werner Fauster 28
Glosse: Das SZ-Team 30
Schwerpunktthema: SM ohne Geld 34
Centerfold 40
BoundCon II 52
Apollonia: Uniform(en) 54
Im Auge des Sturms 55
Karins Salon 58
Medien: Bücher und DVDs 59
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Forum: Verpasste Gelegenheit 72
Mit spitzer Feder: Der Anti-Outing-Leitfaden 74
Nachwort 78
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Buße 8
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Dämonia 46
Incognito 48
Der beißende Spott der Vampire 56
Marias Schuhe 64
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