Schlagzeilen SZ 190

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Die Situation!

Aktuell fehlen mir die Worte. Zu SM und Bondage fällt mir gerade nichts ein, auch wenn wir heute am 3. März 2022 Redaktionsschluss haben. Stattdessen muss ich an das ungeheure Unrecht denken, dass dem ukrainischen Volk angetan wird. Das geht mir ganz anders auf die Libido, als die Pandemie, die ja auch noch nicht vorbei ist.

Ich bin mit meiner Hilflosigkeit konfrontiert und mit der meiner Liebsten und auch der Menschen um mich herum. Warum mich Hilflosigkeit in anderen Situationen nicht so aus der Bahn geworfen hat, kann ich nur erahnen. Ich habe coole Leute aus Russland und aus der Ukraine kennengelernt. Irgendwie gibt’s da einen Bezug seitdem, den ich damals beim Jugoslawien-Krieg nicht hatte und auch nicht bei dem, was in Afghanistan oder in Afrika passiert(e), nicht hatte und auch nicht so bei all den anderen kriegerischen Auseinandersetzungen in den letzten Jahrzehnten. Eigentlich erschreckt mich das – aber es ist eben so. Und was jetzt auch anders ist – auch wenn Deutschland nur Waffen schickt/geschickt hat – sind wir in Deutschland als Mitglied der Nato auch auf gewisse Weise bedroht.

Und der Durchgeknallte im Kreml faselt von Atomwaffen, während er gleichzeitig seine Soldaten an einem ukrainischen AKW zündeln lässt. Mir macht das Angst, weil dem Typen alles zuzutrauen ist. Er erinnert mich an ein trotziges Kind, das wütend ist, dass es die Schaufel nicht bekommt, um damit seine Burg zu bauen und das dann alle Burgen zertrampelt, weil die anderen sollen dann auch keine Burg haben. Heute hatten die Schulkinder in Hamburg frei – damit sie auf die große Friedensdemo gehen konnten. Es waren dann so um die 80.000 bis 120.000 da. Ein tolles Zeichen, aber auch das wird wohl verpuffen.

Eigentlich mag ich es ja, halbwegs kluge Texte hier als Vorweg zu verfassen. Aber im Augenblick gelingt es mir nicht. Die Städte in der Ukraine, die gerade zerstört werden, sehen auch nicht viel anders als bei uns aus. Die Menschen verstehe ich zwar nicht, wenn sie in ihrer Heimatsprache sprechen, aber sie wirken so, als könnten sie von nebenan sein. Und das rückt die Situation noch viel näher. Ich kann mir vorstellen, was bei uns passieren würde, wenn Hamburg bombardiert würde – ich erinnere mich an die Trümmergrundstücke aus meiner Kindheit.

Auch wenn es schwierig ist, lasst euch trotz der ganzen Scheiße eure Lebensfreude nicht zerstören – ihr benötigt sie jetzt mehr denn je. Und damit ihr etwas tun könnt, hier die gekürzte Webadresse für die Ukraine-Spenden an Ärzte ohne Grenzen – eine Organisation, bei der die Spende ganz sicher nicht in der Bürokratie versackt: Ärzte ohne Grenzen Spendenkonto

In diesem Sinne,

Matthias

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Das Spiel mit der Scham

Es kann eine gefährliche Gratwanderung werden, vor allem wenn man seinen Partner noch nicht ausreichend kennt, aber es bietet auch viele Möglichkeiten das Spiel auf eine intimere Ebene zu heben. Es geht um ein Thema, das wahrscheinlich jede Art zu spielen miteinander verbinden kann und vielleicht sogar zu den ältesten Aspekten der Sexualität gehört. Es geht um: Scham.

Das Erste Mal
Wenn ich so zurückdenke an meine ersten Berührungspunkte mit BDSM war Scham definitiv ein Teil davon. Es war in einem Klub in Berlin, den es jetzt leider nicht mehr gibt, und ich war nur Zuschauer. Meine zukünftige Freundin und erste Sub hat sich dort von einem Pärchen bespielen lassen. Ich war noch völlig unerfahren und konnte nicht mehr tun, als beeindruckt zuzusehen. Das Gefühl, hier einfach anwesend zu sein und dieser Situation beizuwohnen, war heftig. Zu sehen, wie sie dort von Schlägen und Nadeln traktiert wurde und dabei Lust empfand, und ich, der das alles mitbekommen hat und ebenfalls anfing dabei Lust zu empfinden...
Mir einzugestehen, dass mir so etwas gefällt, war im ersten Augenblick beschämend für mich. Es war völlig anders als alles, was ich bis dahin mit Sex oder Leidenschaft verbunden hatte. Danach haben wir miteinander gesprochen, und ich versuchte so lässig wie möglich zu fragen, wie es ihr geht - innerlich war ich völlig aufgewühlt und das, obwohl ich doch nur Zaungast war.
Dieses Gefühl wurde noch dadurch verstärkt, dass mir der Austausch mit anderen komplett gefehlt hat. Es hilft nicht unbedingt, wenn man nur Leute um sich herum hat, die das als normal betrachten, was für einen selbst eher ein Game Changer ist.
Ich fing also an, mich auf eigene Faust zu informieren und wie macht man das? Richtig, Pornos gucken! Das bei diesen Filmen natürlich einiges völlig überzogen dargestellt wird, war mir schon damals klar, aber man bekommt eben doch einige Spielsachen zu sehen, dass sehr deutliche Machtgefälle und die Lust ... Wie schamlos dort Dinge gemacht und gezeigt wurden, zu denen ich entweder noch keinen Zugang oder nur Fantasien hatte. Das Fesseln in unbequeme, beziehungsweise obszöne Posen, die dem Beobachtenden Einblicke in Bereiche des Körpers gewährten, die so privat und intim waren, dass ich für mich wusste, dass ich nur einer Hand voll Menschen überhaupt erlaubt hätte, zu sehen, was nun für alle sichtbar war. Keine Chance, sich zu verstecken oder der Situation zu entfliehen. Es war und ist berauschend.
Genug nun aber von meinen Anfängen, es soll um die Gegenwart gehen und wie man Scham behutsam in sein SM-Repertoire einfügen kann.
Was ist Scham und wie spielt man damit?
Ich möchte euch jetzt gar nicht mit den Auszügen eines Wiki-Artikels quälen, aber eines steht fest: Scham tragen wir alle in uns, sie ist uns angeboren. Für mich hat es immer bedeutet, in einer Situation zu sein, die ungewohnt und zu teilen auch unangenehm ist. Man bewegt sich im Spiel mit ihr eigentlich immer an einer Grenze, die schwerer im Blick zu behalten ist, als zum Beispiel der Schmerz oder die richtige Lage eines Seils. Aber: Scham kann auch eng mit Lust verbunden sein oder aktiv damit verknüpft werden, sie kann eine spielerische Art und Weise sein, uns mit unserer Lust auseinander zu setzen. Sie wird dadurch zum Potential für ein besseres Verständnis für uns selbst.
Ich nutze Scham gerne nicht nur während einer Session, sondern auch im alltäglichen Geplänkel. Dabei geht es zum Beispiel darum, dass ich meine Sub um Dinge bitten lasse. Ich könnte ihr natürlich einfach den Hintern zur Strafe versohlen, aber es hat eine ganz andere Wirkung für mich und auch für sie, wenn sie mich darum bittet, von mir bestraft zu werden. Die Funktion der Bitte kann sehr anregend sein. Sie muss sich eingestehen, dass es nicht nur ich bin, der pervers ist und dem diese Dinge gefallen. Ich bin nicht der Grund für die geheimen Wünsche und das Kopfkino. Das steckt alles in ihr drin und in dem ich sie dazu auffordere, zwinge ich sie in gewisser Weise dazu, sich das einzugestehen. Du tust das nicht, weil ich es von dir will oder es dir befehle. Du willst das auch und ich möchte, dass du mir sagst, dass ich dich wie das kleine geile Fickstück nehmen soll, das du bist.
Man kann natürlich auch noch anders mit Scham spielen, aber das war jetzt eine sehr einfache Möglichkeit, die erstmal keinen Schaden anrichtet.
Ob es nun also um Dirty Talk geht, was das vorherige Beispiel ja schon ein wenig angerissen hat, oder darum, dich an einem offenen Fenster mit einem Knebel im Mund zu vögeln, immer mit der Option, dass man dich sehen könnte - es gibt unendlich viele Möglichkeiten mit der Scham zu spielen. Sex vor einem Spiegel oder Fesselungen in Positionen, die mehr offenlegen als du möchtest, vielleicht sogar davon Fotos/Videos zu macht, die ich dir dann zeige, damit du die Dinge an dir so siehst/hörst, wie sie dir eher weniger bis gar nicht bewusst sind. Man kann seine/n Sub auch etwas Bestimmtes in der Öffentlichkeit tragen oder eben nicht tragen lassen. Vielleicht möchte ich ja, dass du uns telefonisch eine Pizza bestellst, während ich dich von hinten nehme. Man könnte auch ein schriftliches Kopfkino darüber verlangen, wie man sich Sex mit dem Partner vorstellt. Scham kennt viele Wege und sie alle aufzuzählen würde den Rahmen dieses kleinen Beitrags ziemlich sicher sprengen.
Man muss sich herantasten. Es ist wie bei allem im BDSM: Schrittchen für Schrittchen.
Wo kann es gefährlich werden?
Wieso spreche ich in Bezug auf Scham teilweise wie von einem Gefahrenstoff? Weil gerade, wenn es um den Kopf geht, viel schief gehen kann. Ein Beispiel: Wenn ich weiß, dass meine Sub mit ihrem Körper unzufrieden bist, dann ist es völlig egal, ob ich das genau so sehe wie sie oder nicht. Je nach Ausprägung können Aufgaben, die diesen Punkt thematisieren, sehr gefährlich werden. Wir reden hier von einem - im schlimmsten Fall - massiven Schaden. Da kannst du dich im Anschluss entschuldigen so viel du willst, verarbeiten muss das jemand anders.
Scham kann - wie Erniedrigung - sehr viel mehr triggern, als einem erstmal bewusst ist. Es ist verdammt wichtig, dass man hier die Limits des/r Anderen kennt und respektiert.
Das Prinzip "Scham" ...
... kann ein bisschen widersprüchlich im BDSM wirken. Wir spielen damit, aber eigentlich stehen wir ja alle für eine möglich offene Sexualität ein, in der man sich eben nicht für seine Lust schämen sollte. Sie ist eventuell ein bisschen wie Feminismus und BDSM. Es schließt sich nicht aus, weil man sich freiwillig dafür entscheidet und es sich um kontrollierte Situationen handelt, die immer einen Ausweg bieten und im gegenseitigen Einvernehmen stattfinden. BDSM stellt nicht die Realität dar, die ich mit meiner/m Partner lebe, weil ich ihm/ihr niemals absichtlich schaden wollen würde ohne vorher abgesteckte Grenzen.

Herr Shibari

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Statt des Forums, gibts die aktuelle Kolumne:

Wind of Change

Meine letzte BDSM-Party fand im Catonium statt. Irgendwann kurz vor Corona gab es dort die AIB, also war in diesen heiligen, perversen Hallen bedeutend mehr junges Volk unterwegs, als es sonst der Fall ist. Zwei junge, suchende Typen fielen mir an diesem Abend besonders auf. Beide vermutlich Mitte Zwanzig, beide schlank, nicht besonders groß, durchschnittlich attraktiv und auf der Sub-Seite zuhause. Der eine stand den gesamten Abend mit dem Rücken nah zur Wand, „tanzte“ unsicher vom linken auf den rechten Fuß, war nackt, trug nur irgendetwas Textiles um seinen Schwanz und hatte sich dummerweise für Socken und Halbschuh entschieden. Der andere wählte eine lange Wetlook-Hose, freien Oberkörper mit Lederharness und Halsband, außerdem steckten seine Füße in maskulinen Boots und er war unaufgeregt, mit offenem Blick zwischen Tanzfläche und Barbereich unterwegs.

Man muss nicht Sherlock sein, um bereits nach dieser kurzen Beschreibung ziemlich sicher zu wissen, dass „Halbschuh“ diesen Abend einsam mit seinem feuchten Traum männlicher Submission verbrachte, während „Boots“ nach einer guten Stunde mit einer jungen Femdom in Blick- und Sprechkontakt kam und ins Lager „BDSM-Partykreis“ wechselte. Und das lag natürlich nicht nur an der Wahl der Schuhe, aber die haben, zusammen mit dem Gesamtoutfit, eben doch auch viel mit Geschmack, Ausstrahlung und Selbstverständnis zu tun. Wer im realen normalen Leben weiß, wie er nicht zu kurz kommt, muss auch beim Ausleben seiner BDSM-Träume, nicht allzu viel darben.
So einfach ist das manchmal und eigentlich wäre damit schon fast alles zum Thema „BDSM-Kontakte“ gesagt. Aufgeschlossen, freundlich und anständig Menschen kennenzulernen ist keine Raketenwissenschaft, das kann man sich als erwachsener Mensch schon mal zutrauen. Auch wenn man schüchtern ist. Das Problem vom heute sinnbildlichen Team „Socke in Halbschuh“ ist ja weniger schüchterne Unsicherheit, als vielmehr die Schikane, unbekannterweise fast vollständig nackt die Erfüllung geiler Träume zu erwarten und dabei auf bewährte Social Skills zu pfeifen.

Falls hier trotzdem noch Menschen mitlesen, die
einfach nicht wissen, wie sie den Fuß
in die Tür kriegen: nie war es einfacher als heute.
Und die BDSM Hall of Fame „Dating and Contact“ hat so einige Phasen durch.

Kleiner Rückblick: Während in den 70er und 80er Jahren das Finden von Gleich- oder zumindest ähnlich Gesinnten nur über kryptische Kontaktgesuche in Stadtmagazinen möglich und „Sadomaso“ noch eine vermeintlich verirrte Sexualität ohne soziale Basis war, hatten wir in den 1990er bis 2000er Jahren, in der sich ganz frisch organisierenden, neuen SM-Szene, eine Menge Gesprächsbedarf. Das perverse Leben pochte im Vereinswesen, mit allem Drum und Dran, von ordentlich gewählten Vorständen, bis zum Kassenwart. Wöchentliche Einsteiger-Treffen in der Stammkneipe hatten Hochkonjunktur und die nahmen wir als Organisatoren unheimlich ernst.

So ernst, dass jede/r Neue automatisch für drei Monate unter „Welpenschutz“ gestellt wurde, was einem Spielverbot mit uns Leadern gleichkam. Jeder sollte sich ausreichend selbst finden und positionieren können, bevor… ja was eigentlich? Die große BDSM-Tür hinter ihm zuschlug und sich seine Seele endgültig der gefährlichen Seite der Macht verschrieben hatte? Meine Güte, nahmen wir das alles schwer und uns selbst höllisch wichtig.

Und dennoch war das damals ein echter Befreiungsschlag. Man konnte und durfte Sonntagabend um 19 Uhr in einer Kneipe mit neuen perversen Freunden am großen Tisch sitzen, auf dem in der Mitte das plüschene Bondage-Kamel mit den Lack-Overknees prangte und das war völlig okay so. Man konnte und durfte sich als Sadomasochist zu erkennen geben, Bücher von Grimme und Passig lesen, die plötzlich überall zu haben waren, und niemand fand das so wirklich schlimm. Seltsam vielleicht. „Not my cup of tea“ vielleicht. Aber ansonsten völlig okay.

Und weil das so war, kam man in den Großstädten völlig unproblematisch mit anderen Perversen in Kontakt. Überall im Netz gab es Listen nach Postleitzahlen, jeder konnte sich den nächstgelegenen Stammtisch heraussuchen und wurde dort mit offenen Armen begrüßt. Und von dort ging es dann schnell weiter, auf bundesweite Partys die plötzlich organisiert wurden, ins SM Camp nach Dänemark, oder auf einen der zahllosen CSDs, um Farbe im schwarzen Block zu bekennen.

Das war die neue, große Freiheit, am Rande der alten Verklemmtheit, denn aus Verkrustungen löst man sich in Schritten. Also hatten das perverse Vereinsleben, all die Podiumsdiskussionen und Demonstrationen, die Gesprächskreise und Medienveröffentlichungen ihre Berechtigung, auch wenn man heute darüber lachen möchte. Beim Hamburger Verein „Schlagwerk – bunter als schwarz“, formulierten wir damals schriftlich, was ich niemals wieder vergessen habe: „Unser Auftrag, als öffentlichkeitsarbeitende BDSMer ist es, uns selbst in dieser Aufgabe überflüssig zu machen.“ Und hey! Ganz ohne Frage: das ist gelungen. Längst braucht zum Glück niemand mehr all diesen organisierten Szene-Zauber, um seinen BDSM zu leben. Heute trenden im Netz Hashtags und mit ihnen ein völlig neues Selbstverständnis. Ob kink & naughty, gender-, sex- oder bodypositiv: die socialmedia Errungenschaft der Zeit lautet: „#noshame!
Wage zu sein, wer du wirklich bist“.

Die jungen Erwachsenen und aktiven Influencer tun dies mit einem großen Selbstverständnis. Jeder kann auf Instagram und TikTok genau die Menschen finden, die er finden mag. Man folgt sich einfach gegenseitig und befindet sich in Null Komma nichts in einem Netzwerk, für das noch vor 20 Jahren aufwendig gestrickt werden musste. Jeder der möchte, ist gleichzeitig Autor, Model und Fotograf und präsentiert so viel von sich, wie ihm/ihr angemessen erscheint. Das kann vom morgendlichen Kaffeebecher bis zu Session-Fotos, selbstgebautem Schlagwerkzeug und dem anschließenden Striemen-Real alles sein. Alle Formen von Fetisch, Latex/Rubber, Bondage, FemDom, Füße, Schuhe, was auch immer: heute bilden die optische Verfügbarkeit von Kinks, Information ohne Ende und social Community eine leicht erreichbare Symbiose. Mit einem Klick weltweit von überall drin. Ja, auch in der Kommunikation. Holy shit, was waren unsere legendären Einsteigertreffs und Szene-Stammtische für eine hochschwellige Eicherustikal Schrankbauwand!

Wer es von Anfang lieber persönlich mag, geht halt direkt zu den vielen Motto-Partys, und in die unzähligen frivolen Clubs, deren Adressen ja überall frei zugänglich sind. Auch dort trifft man schon lange keine typischen „Swinger“ mehr, sondern Menschen mit Lust und einer gehörigen Menge Hedonismus. BDSM & Fetisch gehören unspektakulär und selbstverständlich dazu. Wer sich vorher verabreden möchte, tut dies über den Joyclub.de oder andere leicht erreichbare Angebote. Die Online Plattformen zum Offline Erleben eben.
Fast paradiesische Zustände also, zumindest für diejenigen unter Vierzig. Und die meisten davon können mit Namen, Medien und Begriffen, wie Grimme, Passig, Czernich, OWK, Marquis, Fetlife, Andersartig, Papiertiger, Sklavenzentrale, SZ, Sündikat und vielen anderen, überhaupt nichts mehr anfangen. Das ist menschlich und historisch super schade, aber Realität. BDSM hat sich in den vergangenen Jahrzehnten soweit verändert und normalisiert, dass Flaggenträger, Mahner, Unterstützer und Aufklärer überflüssig geworden sind. Und auch wenn das den ein oder anderen vermutlich schmerzt: Ich bin überzeugt davon, diese Entwicklung ist gut so.

BDSM braucht weder eine spezielle Szene, noch schweres Gewicht, um sein zu dürfen.
Weder der Wunsch nach Komplettunterwerfung, TPE & RACK - Schnickschnack, noch möglichst viel Schmerz oder Leiderfahrung bestimmen Maß und Wertigkeit. Im Gegenteil. Wir leben glücklicherweise in einer Zeit, in der Freiheit und Demokratie zu unseren höchsten, gesellschaftlichen Werten zählen. Eine, in der wir bereit sind, weit über unsere Komfortzone hinauszugehen, wenn diese Werte angegriffen werden. Weshalb sollten wir uns gleichzeitig im Privaten für bittere Unterwerfung entscheiden? Nichts erscheint mir in diesen Tagen absurder.

Candy B.

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Edition Tannenberg – Insekten Haus hat uns mal wieder neue Comics geschickt.
Beba Bizarro
Die Schwanzschluckerin
„Beba Bizarro – Die Schwanzschluckerin“ handelt von einer Transperson mit kleinen Brüsten und männlichen Genitalien und – siehe Titel – mit einer Vorliebe für das Blasen. Sperma war das Elexier, das ihre Brüste wachsen ließ und irgendwann verwandelte sich der sie störende Penis in eine heiße Möse.
Sie steht auch auf Fesseln, Analsex, auf Normalsex und alles, was sonst noch geil ist. Irgendwann bekommt sie das Angebot, an einem Wettbewerb teilzunehmen – 110 Schwänze in 24 Stunden. Wenn sie gewinnen würde, hätte sie die Freiheit, sich nur noch auszusuchen, wozu sie wirklich Lust hat. Wird sie gewinnen?
Das Buch ist zwar kein echtes SM-Buch, aber trotzdem ein Vergnügen. Klare Zeichnungen, schöne Posen und immer
etwas zu bewundern. Etwas für die Comic-Freunde!

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Kontrolle
Die geheimen Fantasien der Chiara Rosenberg
Ein Comic zu einem spannenden Thema – Chiara, die mit ihrem Aussehen die Männer beeindruckt, hat einen festen
Partner, der sie mit seiner überheblichen Dominanz streng zu erziehen versucht. Auf einem Empfang trifft Chiara auf
einen Mann, der mit seiner Devotheit ihre sadistischen und dominanten Bedürfnisse weckt. Eine Affäre zwischen den
Beiden entwickelt sich. Dabei entspinnt sich ein schräges Spiel zwischen den Beiden, bis ihr Partner misstrauisch wird und einen Detektiv auf sie ansetzt. Währenddessen entgleitet Chiaras sadistische Ader immer wieder ihrer Kontrolle, was sie in emotionale Konflikte stürzt. Natürlich kommt der Detektiv ihr auf die Schliche und informiert ihren Partner.
Hier gibt es ziemlich viel SM und manchmal fehlt die Einvernehmlichkeit. Wie es ausgeht, müsst ihr selbst herausfinden.
Mir hat der Comic jedenfalls sehr gut gefallen.

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Sonnenstein Mercy
Band 1
Es gibt neue Comics von Stjepan Sejic – dem Schöpfer der Sonnenstein-Serie. Auf dem Cover steht zwar auch Sonnenstein drauf, aber mit dem Untertitel „Mercy“. Das heißt, es sind andere Geschichten, die aber miteinander zusammenhängen. Im Vordergrund stehen die Beziehungen von Anne und Allan sowie von Ally und Lisa. Mal wieder genau hingeschaut hat der Zeichner und Texter und dabei nicht seine Liebe für grafischen Details vergessen. Wie ist das, wenn Beziehungen anfangen?
Wie nähert man sich an und was passiert mit der Liebe oder eben auch nicht. Sadomasochistische Episoden kommen auch vor, sind aber eher Beiwerk für die Beziehungsgeschichten der beiden Paare. Ich hatte wie immer Spaß an den Texten und Bildern und neben diversen Grinsern, habe ich auch ein paar Mal Tränen in den Augen gehabt, weil ich so angerührt war. Ich kann euch die Comics nur ans Herz legen, ich finde sie nach wie vor mit das Beste, was es zum Thema SM und Beziehungen zu erzählen gibt. Es sind eben nie die großen Sessions, die das Leben ausmachen, sondern die kleinen Fallen und Hürden, die zwischen den Menschen stehen, bis sie sich trauen, ihre tiefen
Wünsche zu äußern und sich hinter die Fassade gucken zu lassen.

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Bizarr
Sie kennt keine Tabus
Die dominante Dalia kennt keine Tabus. Sie versteht es, ihre sexuellen Fantasien auszuleben.
Ganz anders bei Carla und Jens – sie sind zwar ein Herz und eine Seele, aber im Schlafzimmer läuft zwischen den
beiden nichts mehr. Da hat Carla eine Idee: Dalia soll helfen mit ihrer Dominanz.
Spannend zu beobachten, wie sich das erotische Verhältnis des Paares unter Dalias Einfluss verändert. Eine nett schmutzige Geschichte.

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Das Gothic-Girl und der Dämon
Begierde und Gefahr
Seit ihrem plötzlichen Auftauchen mischt die attraktive, aber unnahbare Nina die Gothic-Szene der Stadt auf. Alle Männer sind heiß auf sie und so stiftet sie Verwirrung. Aber keiner weiß, dass sie einen geheimnisvollen Liebhaber
hat – ein Wesen, dem sie im Wald begegnet ist. Mit dieser geheimnisvollen Kreatur hat sie unsagbar befriedigenden Sex.
Doch plötzlich betritt der Dämonenjäger Falk die Szene und behauptet, dass Nina in Lebensgefahr sei. Auch die anderen Leute in der Gothic-Szene haben Wünsche, die man nicht mit Untätigkeit erfülen kann. Doch alle haben die Rechnung ohne Ninas mysteriösen Lover gemacht.
Spannend erzählte Geschichte jenseits der üblichen SMKlischees.

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Der Clan der Dominanz
Kim ist nach einem Autounfall psychisch ziemlich angeschlagen, sie neigt zu Panikattacken. Ihr Freund Boje ist ihr in dieser instabilen Situation keine wirkliche Hilfe. Stattdessen vergnügt er sich lieber heimlich mit anderen Frauen.
Boje teilt seine sexuellen Eskapaden mit den Männern seines Clans, der sich auf die Eroberung von Frauen spezialisiert hat. Besonders infam ist es, dass er dies auch im Internet teilt. Als Kim den einfühlsam wirkenden Nihat kennenlernt und sich in ihn verliebt, ahnt sie nicht, dass dieser ein Kumpel von Boje ist und seit neuestem Mitglied in seinem Clan
geworden ist.
Wird Nihat Kim das Herz brechen oder gibt es eine Chance für einen guten Ausgang?

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Der Club
Bund der dominanten Master
Susann sehnt sich nach befriedigendem Sex, wie sie ihn mit ihrem kürzlich verstorbenen Mann gehabt hat. Da beide auf erotisch ausgefallene Praktiken standen, sucht sie einen SMClub auf. Der Inhaber des Club Tim, wird auf sie aufmerksam und ist von ihr fasziniert. Er schickt seine Sicherheitsleute auf ihre Spur und knüpft erste Kontakte mit ihr. Susan ist beeindruckt von seinem Charme, seine natürliche Dominanz reizt sie. Doch anders als Tim will sie keine 24/7-Beziehung. Wie so oft im realen Leben, glaubt er besser als sie zu wissen, was gut für sie ist.
Es kommt zum Streit und man ist gespannt, ob er lernen kann, dass es auch anders möglich ist, SM zu leben.

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Der Zwang der Unterwerfung
Luna kommt zum Studium nach Berlin und lernt Paul kennen, der sich schon länger in der sexuell offenen Szene der
Stadt bewegt. Langsam und behutsam führt er Luna in diese neue und prickelnde Welt ein.
Luna ist total angefixt von all den geilen Möglichkeiten, die sich ihr eröffnen und wird süchtig nach den sexuellen
Abenteuern, die sie mit den unterschiedlichsten Männern und Frauen erleben kann. Es scheint sich ihr Traum von sexueller Freiheit zu erfüllen – aber ist das alles?

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Die erotische Soirée
Der Autor Mitternacht 1955 ist seit den 80er Jahren in der SM-Szene unterwegs, seit Jahren auch als Schriftsteller (einiges haben wir schon in den Schlagzeilen veröffentlicht) und Veranstalter.
Das Buch enthält Geschichten aus dem wahren Leben innerhalb der SM-Subkultur, nicht weichgespült oder klischeebeladen wie in den „SoG“-Romanen, sondern so, wie es wirklich von ihm erlebt und gesehen wurde. Die Sprache ist so, wie sie nun mal auch innerhalb der Szene benutzt wird, klar und deutlich und manchmal recht derbe, aber nie einfach nur billig und obszön.
Wie alles von Mitternacht 1955 kann ich diese Geschichten nur von Herzen empfehlen. Viel Spaß!

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Die Sklavin
Sie ist eine Sklavin wie aus dem Bilderbuch – devot, stets bereit, den Männern jeden Wunsch zu erfüllen. Jeden Befehl
führt sie ohne zu zögern aus, immer besorgt um die Befriedigung ihres Gegenübers. Dann trifft sie ihren Herren, der ihr zeigt, dass das was sie zu bieten hat, deutlich tiefer gehen kann. Lust, Schmerz, Leidenschaft, unvorstellbare Praktiken in unerwarteten Konstellationen.
Ist sie bereit, ihm wirklich zu zeigen, dass sie ihm hörig ist und kann das gut ausgehen?

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Halt still
Zur Lustsklavin erzogen
Ein schöner Einstieg – im Baumarkt, wo sie nach Ersatzteilen für ihre kaputte Spüle sucht, trifft Christine Richard, der ihr anbietet, ihre Spüle zu reparieren, wenn sie dafür bei ihm putzt. Sie ist einverstanden. Als einige Zeit später ihr Auto repariert werden muss, bittet sie Richard erneut um Hilfe. Aber diesmal kommt sie nicht so billig davon, denn Richard will Sex als Gegenleistung. Auch wenn sie zuerst schockiert ist, gibt sie nach und wird seine Geliebte. Als sie ihm den absoluten Gehorsam verweigert, beendet er die Beziehung. Daraufhin bittet sie einen Freund Richards, sie zur Sklavin auszubilden. Der hat aber eine Bedingung, wenn Richard sie auch nach der Ausbildung nicht will, muss sie ein Jahr seine Sklavin sein. Ein riskantes Unterfangen.

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Im Wandel der Macht
Dieser SM-Roman handelt von dem gefährlichen Spiel aus Dominanz und Unterwerfung. Die erotisch kickende Erzählung seines Freundes Ludwig, bringt Bernhard auf die Idee, seine Frau Nora zur willenlosen Sex-Sklavin zu erziehen. Jetzt kann Bernhard seine dominante Seite ausleben, was Nora ziemlich reizt. Mehr und mehr entdeckt Nora ihre devote Seite. Als Bernhard den letzten Schritt wagt, ist plötzlich nichts mehr zwischen den beiden so, wie es vorher war. Wird ihre Liebe diese Grenzüberschreitung widerstehen?

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Straf mich hart
Amelie ist jung, pleite und devot. Da liegt es nahe, sich in einem SM-Studio zu bewerben. Als sie merkt, dass die Herrin
des Hauses sie unter ihre Fittiche nimmt, genießt sie das sehr. Sie darf an den Sessions ihrer Herrin teilnehmen
und darf diversen Herren dienen und sich von ihnen benutzen lassen. Aber im Laufe der Zeit wird ihr mehr
und mehr bewusst, dass sie nicht mehr frei über ihr Sexualleben verfügen kann. Unklarheiten darüber werden von
Madame mit deutlichen Bestrafungen geahndet. Wir wird Amelie mit diesen Herausforderungen umgehen können?

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Matthias

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Der Künstler REFLECTIVE DESIRE gibt leider keine Interviews, auch uns nicht!

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Das früher regelmäßig im Magazin abgedruckte "Im Auge des Sturms" gibt es schon seit einigen Jahren online zu lesen mit allen wichtigen Infos aus dem Verlag.

Übrigens, wir suchen Texte und Bilder. Hier die folgenden Schwerpunkt-Themen!

SZ 190 ist am 30.03.22 erschienen!
Redaktionsschluss für die SZ 190 ist der 02.03,22 (gilt auch für SP-Texte), für Kontaktanzeigen der 16.03.22!

Cover: Argusauge
Centerfold: Frank Kleespies

Inhalt
3 Vorweg: Die Situation!
4 Briefe
6 Liebe in neuem Gewand
9 Schweigen ist Gold, Reden ist Sex
16 Kolumne
Wind of Change
18 KunstWerk: REFLECTIVE DESIRE
28 Andere Welten
32 Sicherheits-Brevier: Das Spiel mit der Scham
34 Die Unterwerfung des Meisters
38 Schwerpunkt
Oh, oh, wo bist Du? - Kontakt
50/51 Centerfold
56 Das Anwesen der dunklen Lust
62 Bärenfang
62 Der schwarze Traum
66 Comic: Mona′s little slavery
70 Pinselschlag
74 Gesprächsgruppen und Arbeitskreise
76 Termine
80 Medien
84 Im Sog der Leidenschaft
87 Weil Du meins bist
88 Candy B.′s Kolumne:
Die letzten 30 sind nichts für Feiglinge
90 Neues im Shop
94 Kontakt
98 Impressum
98 Das Letzte Wort