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Produkt-Details zu: Schlagzeilen 77Schwerpunktthema: "Feminismus", Sicherheitsbrevier: "Edge-Play - Spiel auf Messers Schneide", Forum: "Softspots", Nachrichten: "CSD 2004, SM-Camp in Dänemark, Xplore04", etc., Sep. 2004

Für mehr männliche Ehrlichkeit
Neulich stolperte ich beim Durchlesen neu eingegangener Kontaktanzeigen über eine Anzeige, in der es hieß: »Suche geiles Stück für harte SM-Spiele.« Bei uns im Verlag sinnierte man ausführlich darüber, ob so eine Anzeige überhaupt Erfolg haben könnte. Vermutlich eher nicht, war die einhellige Meinung. Im Spaß meinte ich: »Aber der sagt doch nur, was alle anderen auch wollen.« Na ja, wurde gemurmelt, das sei schon richtig, aber ...
Ja, aber was? Müssen Männer den Frauen verheimlichen, was diese ohnehin wissen? Müssen die Herren so tun, als ob sie ganz anders wären als die Männer, die nur das »Eine« wollen? Ist es wirklich erfolgversprechender, wenn ich nach dem ersten Kontakt meine Wünsche (denn die sind ja trotz blumiger Verschwommenheit in meiner Anzeige nicht verschwunden) Schritt für Schritt offenbare? Nicht daß ich hier der groben Direktheit das Wort reden will, aber manchmal überlege ich im Stillen, ob nicht manch einer dieser weichgespülten, eine Allround-Partnerin suchenden angehenden Sirs, Master und Diener sich einfach nicht mehr trauen, zu sagen, was sie wirklich wollen. Oder ist diese Art des – von Frauen schnell durchschauten – Versteckspielens schon der erste Teil eines komplizierten Balzrituals mit dem man die Frauen zu überzeugen trachtet, doch die eigenen Bedürfnisse und Wünsche tunlichst zu erfüllen, damit aus der beginnenden Partnerschaft auch was werden kann?
Klar existieren auch diejenigen, die noch immer nicht begriffen haben, daß sie schlechte Chancen auf eine Antwort haben, wenn sie eigentlich nur eine die Peitsche schwingende Fetisch-Kleiderpuppe suchen oder die eierlegende Wollmilchsau-Sklavin (naturdevot, extrem belastbar, echt masochistisch, etc.), denn Ehrlichkeit ist ein zweischneidiges Schwert: Sie trennt genauso wie sie Dinge deutlich macht, daher heißt es ja auch: »Ehrlichkeit funktioniert nur zusammen mit Takt«. Takt alleine führt zu der oben erwähnten Schwammigkeit und Ehrlichkeit alleine wird schnell brutal.
Natürlich gibt es jene Männer wirklich und wahrhaftig (ich kenne sie beide – Augenzwinkern), die in erster Linie eine gleichberechtigte Partnerin für den Alltag suchen und erst in zweiter Linie dabei an harten, aufregenden, befriedigenden, also einfach nur geilen SM-Sex denken. Aber häufig vermute ich – und diverse Rückmeldungen von befreundeten, per Kontaktanzeige suchenden Frauen sprechen dafür –, daß sich hinter all diesen männlichen Formulierungskünsten (oder sollte ich lieber Verschleierungstaktiken sagen?) der sehnliche Wunsch verbirgt, die eigenen Chancen auf jemanden im Rock nur dadurch zu erhöhen, daß man Formulierungen nimmt, die das eigene Begehren zwar unzureichend beschreiben, dafür aber möglicherweise in ihrer undeutlichen Art den Frauen vermeintlich besser gefallen. Dafür spricht auch, daß gute Anzeigen gelegentlich nahezu wörtlich kopiert wieder aufgegeben werden – von anderen Absendern.
Das erscheint mir dann fast so unehrlich wie jene Anzeigen passiver Männer, die sich als Aktiver oder zumindest als Switcher anbieten – in der Hoffnung, so mehr Chancen auf dem Partnermarkt zu haben. Oder wie jene Männer, die ihre Anzeige so formulieren, als suchte ihre Herrin eine Spielgefährtin, obwohl doch diese Herrin nur in den Tagträumen ihrer hungrigen Herzen existiert.
Ich bin ganz sicher niemand, der für sich in Anspruch nimmt, zu verstehen, was genau in weiblichen Köpfen vorgeht. Auch wenn ich mir redlich Mühe gebe, kommen im besten Falle nur Annäherungswerte dabei raus. Und natürlich sind die Frauen, die ich als Maßstab nehme niemals »alle Frauen«.
Doch eines weiß ich sicher: Frauen mögen es nicht, wenn man ihnen etwas vorlügt, denn sie haben spätestens beim ersten Rendezvous ein recht deutliches Gefühl dafür, was ihr Gegenüber von ihnen erwartet – egal welche Geschichte er erzählt. Nun gut, meine Frau sagt zu meiner Art der – nennen wir es auch Direktheit, daß wir mit mir als Diplomat sicherlich schon den 4. Weltkrieg gehabt hätten. Doch im allgemeinen habe ich gerade mit Frauen gute Erfahrungen damit gemacht, wenn ich das sage, was ich meine, statt drum herum zu reden oder so zu tun, als wäre alles ganz anders und ich nur der gutmeinende Mann von Nebenan. (Im letzteren Fall gibt es meist unweigerlich verbal an die Ohren, denn darauf haben Frauen auch keine Lust.)
Zu diesem Thema passend habe ich einmal eine spannende Geschichte von einer Frau gehört: Sie hat parallel im selben Magazin zwei sehr unterschiedliche Anzeigen geschaltet. Die eine war ähnlich kurz und direkt wie die eingangs erwähnte, die andere entsprach den heute eher üblichen Partner-Such-Anzeigen. Meine Vermutung war, daß die Männer – glücklich, mal eine Frau zu treffen, die ihre Sprache spricht – auf die erste Anzeige deutlich häufiger antworten würden. Aber damit lag ich völlig daneben. Denn auch hier trauten sich die Männer wohl eher nicht.
Ich weiß nicht, ob es »marketing-technisch« ein guter Tip ist, wenn wir Männer uns wieder mehr mit unserer direkten Art zu Wort melden, aber ehrlicher wäre es allemal.
In diesem Sinne,
Matthias

Edge Play – Spiel auf Messers Schneide
»Barbarei ist immer das, was bei uns nicht gebräuchlich ist.«
Michel de Montaigne
Wenn man obigen Satz des Weisen aus dem Elfenbeinturm im Ohr hat, merkt man schon, daß gerade Grenzspiele schwer zu definieren sind. Für Vanillas ist SM per se Grenzspiel, für D/S-Leute ist das Zufügen von Schmerzen häufig an der Grenze, für pure Flagellanten wäre Erniedrigung eine Grenzüberschreitung.
Jeder Top, jeder Sub ist verschieden, für jeden liegen die Grenzen woanders, Edge Play findet vor allem im Kopf statt.
Womit wir uns hier beschäftigen, ist das Umsetzen von Sehnsüchten, von Hunger und Phantasien, die über den Rahmen, der durch das klassische SSCF vorgegeben ist, hinausgehen. Das sind die »verbotenen Spiele«, die Spiele mit Klingen und heißen Eisen, mit Vergewaltigung und erzwungenem Gehorsam.
Edge Play kann physisch stattfinden, durch Techniken, die gefährlich nahe an permanenten körperlichen Schaden herangehen oder sogar Todesgefahr bedeuten können. Beispiele dafür sind Spiele mit Waffen, Cutting, Branding, Atemkontroll- und Würgespiele, Bondages mit Seil um den Hals oder Suspensions, Inquisitionstechniken wie die Wasserfolter - kurz: Es umfaßt alle körperlichen Techniken, bei denen man sich ständig des Risikos bewußt sein muß, daß es gefährlich genug ist, um nicht mehr SSC zu sein.
Es umfaßt aber auch psychische Komponenten, wenn die Seele und die Emotionen des Partners berührt werden - hier reicht die Bandbreite von inszenierter Vergewaltigung über Verhörsituationen bis zu Spielen, die alte seelische Wunden einbeziehen können. Auch die völlige Machtübernahme (TPE) durch einen Partner ist hier ein Thema wie alle Szenen, in denen Widerstand, Ärger, »Nein sagen« eingebunden sind mit der vorherigen Vereinbarung, daß diese übergangen werden können. Können, nicht müssen.
Von der rechtlichen Seite gesehen wäre ein Spiel wohl immer dann Edge Play, wenn man von vornherein nicht mehr dafür einstehen kann, daß der Partner dauerhaft unbeschadet aus dem Spiel hervorgehen wird. Das gilt für körperliche, emotionale und psychische Sicherheit.
»Aber das tun wir doch eh nicht. Das ist auch nicht ok?!«, höre ich jetzt manche von Euch sagen. Ich behaupte, jede Sehnsucht ist erstmal ernstzunehmen und legitim. Der Hunger nach Grenzerfahrung, nach völligem Ausgeliefertsein, nach der Überschreitung des eigenen Willens ist bei vielen von uns vorhanden und kann nicht einfach weggeleugnet werden, weil er nicht in unsere saubere Außendarstellung als politisch korrekte SM-Menschen paßt.
Erst wenn der eigene Wille überschritten wird, empfinden manche tatsächliche Ohnmacht - bis dahin könnte man für sie den Top noch als »Wunscherfüller« bezeichnen, der im abgesprochenen Rahmen handelt, also nicht wirklich bedrohlich sein kann. Das Wissen um die Gefahr, wirklich verletzt werden zu können, die Furcht davor kann manche besonders erregen - ebenso wie das Gefühl, dem Partner sein Leben in die Hand zu geben, sich völlig auszuliefern.
Ein Beispiel:
Ein Geliebter hatte mir anvertraut, daß er davon träume, überwältigt und gegen seinen Willen benutzt und zu Dingen gezwungen zu werden, die er nicht mag. Wir hatten ein Spiel mit völliger Machtübernahme durch mich für die Dauer von einigen Tagen vereinbart.
Am zweiten Tag, auf einer Party, war es schon spät. Wir hatten eine schöne Session gehabt, er saß zu meinen Füssen und war entspannt, als plötzlich sechs Frauen eintraten, ihn hochrissen und ins Nebenzimmer schleppten. Ich kam dazu, stülpte ihm von hinten eine Maske über und flüsterte in sein Ohr:
»Du hattest Deinen Spaß heut schon. Jetzt interessiere ich mich nicht mehr für Dich und Deine Gefühle, jetzt will ich mal nicht mehr auf Dich achten, sondern Deinen Körper pur zu meinem Vergnügen benutzen. Deine hübsche Fresse ist mir egal, die sieht jetzt eh keiner mehr. Du hast einmal eingewilligt, jetzt frage ich nichts mehr ...«
Streng auf eine Liege gefesselt, von den Frauen zusätzlich bewegungslos niedergehalten, bekam er von mir dann ein Piercing in die linke Brustwarze gestochen: Ein kleiner Ring wurde eingesetzt, damit eines seiner Tabus gebrochen.
Während der nächsten anderthalb Stunden erlebte er völlige Mißachtung. Er hatte Gelegenheit, seine Ohnmacht zu spüren, sich zu wehren, zu schreien, zu toben, extremen Schmerz zu erfahren ...
Hinterher nahm ich ihm die Maske ab, er sank mir schluchzend in die Arme, weinte sich in wiedergewonnenem Schutz und Wärme noch einmal richtig aus. Nach einer langen Weile richtete er sich auf, sah mich an mit strahlenden, frisch geputzten Augen und sagte: »Danke für Deine Grausamkeit und Härte. Du hast mir einen Traum erfüllt!«
Der Ring wurde am nächsten Morgen wieder rausgenommen, er mag eben keine Piercings, doch noch heute, viele Jahre später, trägt er ihn an einem Kettchen um den Hals - nicht weil ich es sage, sondern weil er für ihn selbst ein Symbol geworden ist für die gelungene Grenzüberschreitung.
Bevor ich als Top so eine Szene angehen kann, muß ich die »soft spots«, die empfindlichen Stellen an meinem Gespielen ermitteln. Dies geschieht durch genaues Zuhören und Beobachten während unserer »normalen« Spiele oder bei Gesprächen, die sich um Phantasien drehen. Wenn bei der Erwähnung bestimmter Techniken ein Schauer der Angst über den Geliebten läuft, aber doch nachgefragt wird, werde ich hellhörig, lasse fallen, daß ich mich damit bereits auseinandergesetzt habe und zu gegebener Zeit darauf zurückkommen werde. Ich kann auch selbstbestimmte Phantasien einbringen, kurz andeuten, ich hätte da eine Geschichte gelesen, ein Photo gesehen, das sich mit der fraglichen Variante auseinandersetzt ...
Dann lasse ich das Thema wieder fallen, gebe dem Sub Zeit, sich mit dem Gedanken vertraut zu machen, sich mental vorzubereiten, darüber nachzudenken. Die Saat ist gelegt, jetzt lasse ich sie entspannt aufgehen.
Insbesondere wenn ihr merkt, daß viel Angst im Spiel ist: nichts forcieren, dem Sub viel Zeit lassen, seine Phantasien dazu wachsen zu lassen. Dann kommen der Hunger und die Lust schon von selbst. Ich selbst greife sie dann in geeigneten Augenblicken auf und baue sie in eine Szene ein.
Edge Play stellt hohe Anforderungen - am besten ist es, wenn erfahrene Spieler (auf beiden Seiten) beteiligt sind, die bereits geübt sind in der unabdingbaren Kommunikation, dem »Aushandeln« vor und während einer Session, und die auch das Auffangen und Wieder-in-die-Realität-zurückholen danach verstehen. Wer mit potentiellem körperlichem Widerstand und mit Gewalt und Zwang spielt, muß sich im Vorfeld darüber im Klaren sein, daß die Gefahr körperlicher Verletzungen oder auch seelischer Schäden auf beiden Seiten möglich ist. Wer gerade erst in die Szene schnuppert, kann dies noch nicht einschätzen und sollte daher von Edge Play die Finger lassen. Wer so weit ist und sich wirklich einlassen kann, muß wissen, daß nach dem Abschluß einer Szene wieder beide die Verantwortung tragen für das, was passiert ist, daß für das Ziel, für das Umsetzen der Phantasie zeitweise die körperliche Sicherheit einvernehmlich zurückgestellt wurde.
Eine Voraussetzung für gelungenes Grenzspiel ist normalerweise eine bestehende Beziehung (das kann auch eine Spielbeziehung sein, nur gut kennen sollten sich die Partner), in der das Grundvertrauen bereits etabliert ist. Der oder die Dom muß gelernt haben, die Zeichen des Subs zu lesen und richtig zu interpretieren. Die eigenen Emotionen müssen unter Kontrolle sein, dies ist bei Widerstandspielen besonders wichtig. Ich darf nicht mit echter Verletztheit oder Aggression reagieren, auch wenn mein Sub mich beleidigt oder beschimpft oder gar um sich tritt und schlägt. Und darüber hinaus muß ich als Mistreß in der Lage sein, meinem Partner zu vermitteln, daß ich Gründe habe, ihn zu fordern, daß ich alle seine Reaktionen haben will und mit ihnen umgehen kann, mit der vollen Bandbreite von Geilheit bis zu Tränen oder Wutausbrüchen. Während der Szene muß die Souveränität gewahrt sein, damit der Sub wirklich loslassen kann, auch hier ist Selbstbeherrschung beim Top vonnöten. Falls ich mich von verbalen Ausfällen tatsächlich getroffen fühle, muß ich das während der Szene wegstecken und kann es höchstens in der Nachbereitung hinterfragen. Häufig ist es dann aber gar nicht mehr nötig, da wir beide gemerkt haben, daß die Beleidigung nicht an mich gerichtet war, sondern an meine Persona während des Spiels.
Es gibt aber auch Dinge, die nicht in jedem Fall unter Edge Play einzuordnen sind. Gerade wenn man neu ist in der SM-Szene, erst angefangen hat, SM zu erleben, glaubt man als Sub manchmal, man müsse bereit sein, irgendwann »alles« mitzumachen und zu ertragen. Man sieht seine Beziehung als Weg, den Master, die Mistreß als Mittel, einen dahin zu bringen, alle Grenzen fallen zu lassen. Dem ist nicht so! Es gibt keinen Grund, etwas je auszuprobieren, das einen völlig abstößt, das zu bedrohlich ist oder an alte Erlebnisse schlimmer Art rührt. Wenn man so etwas trotzdem von sich verlangt oder dies zu früh tut, kann es einem nicht nur den Spaß an SM nehmen, sondern darüber hinaus noch Schäden an der Psyche hinterlassen, das Selbstwertgefühl beschädigen.
Ich erwähne das, weil der Hunger, der uns gerade, wenn wir neu sind, treibt, ein schlechter Ratgeber ist, der einen verführt, nicht mehr genug auf sich selbst zu achten.
Hier sind die Fähigkeiten der Tops gefragt, die erfahren genug sein müssen, um einzuschätzen, wann eine Wanderung an die Grenzen angebracht ist und wie speziell dieser Partner an bestimmte Dinge heranzuführen ist. Auch wenn es vermeintlich »nur« um neue erweiterte Techniken geht, kann das Einlassen auf diese vom Sub einen mentalen Schritt fordern, den er/sie sich allein noch nicht zutrauen würde. Die Mistreß kann hier bestärken und durch (vermeintlichen) Zwang, gezieltes Fordern, den Schritt erleichtern, ob es sich nun um ein Set neuer Klammern handelt oder um komplexere Dinge wie Sinnesausschluß oder Spiele mit dem Vertrauen des Subs.
Wenn es funktioniert, wenn ein Spiel gut vorbereitet die nötige Tiefe erreicht, entsteht so etwas wie ein besonderer Raum, ein Tunnel um euch beide, in dem der oder die Sub weiter mitgehen und höher fliegen kann, als sie es sich je vorstellen konnten. Dann ist das Erforschen der Grenzen befreiend für alle Beteiligten und birgt besonders für den Top die größte Belohnung in sich, seinen Sklaven, seine Sub an der Seele zu berühren.
Andrea Grimme

Das Internationale SM-Camp in Dänemark
Bei der Aufzählung der wichtigsten SM-Locations Europas darf neben Amsterdam, London, Hamburg und Wien das dänische Nordjütland nicht fehlen. Hier finden auf einem landschaftlich schön gelegenen und von außen nicht einsehbaren Bauernhof jedes Jahr von Ende Juni bis Mitte August die internationalen SM-Camps statt.
Das Gehöft gehört SISC (SMil´s International Summer Camps), einer Unterorganisation von SMil, der Vereinigung der Sadomasochisten in Dänemark und Norwegen. SMil ist in etwa mit der deutschen BVSM vergleichbar. Allerdings wurde es schon 1979 gegründet und ist damit wesentlich älter als jede deutsche SM-Gruppe. Sowohl SMil als auch SISC sind gemeinnützige Vereine, die keinen Gewinn machen. Und die Leute, die sie am Laufen halten, tun das freiwillig und unbezahlt.
Deshalb wird, wer im SM-Camp ein Luxushotel mit Rundum-Service und SM-Animation erwartet, enttäuscht werden. Der Komfort liegt irgendwo zwischen Jugendherberge und Alpenvereinshütte. Wer kein Zelt oder einen Caravan mitbringt, schläft im »Sleeper«, einem ausgebauten ehemaligen Schweinestall, in dem mit Vorhängen Räume für ein bis zwei Betten abgeteilt sind. Die Duschen und WCs sind schlicht, aber ausreichend und sauber. Auch bedient wird man nicht, da das Camp-Management ja aus Freiwilligen besteht, die hier selbst Urlaub machen. Und so muss jeder Teilnehmer zwei- bis dreimal pro Woche einen Dienst übernehmen. Da hilft es auch nichts, Herr oder Herrin zu sein und den eigenen Sklaven oder Sklavin dabei zu haben: Seinen Abwasch- oder Aufräumdienst muss man selber machen.
Dafür kann man die übrige Zeit soviel SM leben, wie man will. Und das sogar sehr billig: Eine Woche SM-Camp mit Vollverpflegung kostet um die 260 Euro. Wobei das Essen wirklich sehr gut ist. Und die Spielmöglichkeiten einfach genial! Es gibt drei große Dungeons sowie einige kleinere Spielräume:
»Dungeon One« ist ein großer, zwei Stockwerke hoher Raum mit einem Boden aus feinem Sand, Wänden aus großen, unbehauenen Steinen und im ersten Stock einer kleinen Galerie für Zuschauer. Mich erinnert er an eine alte dunkle Kirche aus Feldstein. Es ist der schönste Dungeon, den ich kenne. Und ich habe hier einige meiner dunkelsten und tiefsten SM-Sessions erlebt. Sessions, in denen ich meinem Gegenüber so nahe kam, daß unsere Seelen sich berührten. Der Ort strahlt eine fast meditative Ruhe aus. Wenn im Kamin das Feuer prasselt und der Raum von Kerzen erleuchtet und mit gregorianischen Gesängen erfüllt ist, ist hier die perfekte Umgebung für mittelalterliche Folterungen. – Hier habe ich mein Weib als Hexe gefoltert, bis es alles gestand und selbst seine beste Freundin verriet. Hier habe ich es an einen Pfosten gebunden und so dicht mit Kerzen und Fackeln umstellt, daß es meinte, auf dem Scheiterhaufen zu stehen. Hier habe ich ihm das Messer an die Kehle gehalten. Hier habe ich es bis aufs Blut gepeitscht und es anschließend in meinen Armen aufgefangen. Und hier hat mein Weib für mich gelacht, geschrien und geweint. Und es hat das Herz, das ich mit dem Messer in den Sand zu seinen Füßen gemalt hatte, mit seinen Tränen geweiht.
»Dungeon Two« ist etwas kleiner, hat einen Parkettboden, schöne Rundbögen mit Ringen an den richtigen Stellen. Mit etwas Phantasie ist er das Musikzimmer aus der Geschichte der O. Der Raum, in dem die O zwischen den Säulen aufgespannt und ausgepeitscht wird. – Eine besondere Attraktion ist ein großes, drehbares Rad, auf das man seine Sklavin schnallen kann. Wie beim Messerwerfen im Zirkus.
»Dungeon Three« besteht aus einem Schulzimmer, einem Klinikzimmer und einem orientalischen Serail, die mit Vorhängen voneinander getrennt sind. Das Serail ist eine Neuerung. Nachdem diesen Sommer von einigen Camp-Teilnehmern vorübergehend ein orientalisches Serail eingerichtet worden war, das auf große Begeisterung stieß, wird es jetzt dauerhaft installiert. In dem Serail ist SM wesentlich sinnlicher, farbenfroher und erotischer als in normalen Dungeons – nicht so Schwarz in Schwarz. Es ist höchst angenehm, auf einem Diwan zu liegen, die Düfte des Orients in der Nase, türkischen Tee trinkend, sich angeregt unterhaltend, und »nebenbei« zuzusehen, wie eine schöne Sklavin versucht, einen selbst – oder einen anderen – durch ihren Bauchtanz zu verführen. Später wird sie einen verwöhnen – mit Weintrauben, Massagen, ihrem Mund und ihrem Körper. Und ob sie selbst zur Belohnung verwöhnt oder zur Strafe ausgepeitscht wird, hängt davon ab, wie zufrieden man mit ihr sein wird.
Die kleinen Spielräume sind der vollständig gekachelte »Wetroom« – für alles, was planscht und matscht ˆ, die »Monkscell« – die tatsächlich an eine Mönchszelle erinnert und die man normalerweise nimmt, wenn man zu zweit seine Ruhe haben will – sowie ein Zellentrakt mit zwei Gefängniszellen, einer Gummizelle und einer lichtlosen Zelle für Dunkelhaft. Außerdem gibt es noch ein paar Outdoor-Spielgeräte wie fest installierte Bondage-Gestelle. Mich reizt vor allem der Zellentrakt. Hier kann ich meine Sklavin wirklich mal ein- bis zwei Tage lang einsperren. Sie bei Wasser und Brot darben lassen. Sie nachts in der Zelle überfallen und sexuell missbrauchen. – Allerdings klappt das »bei Wasser und Brot darben lassen« nur dann, wenn ihr nicht ein anderer gegen sexuelle Dienste Kaffee und Alkohol in die Zelle schmuggelt. – Wer gemeint ist, weiß Bescheid! ;-)
Auch außerhalb der extra eingerichteten Spielräume darf überall im Camp gespielt werden. Egal ob im »Diner« (dem großen Eß- und Gemeinschaftsraum), dem Innenhof oder der Sauna. Einzige Ausnahme ist der Sleeper. Hier ist (geräuschvoller) SM verboten und nur normaler Sex erlaubt – aus Rücksicht auf die anderen, die schlafen wollen. Bisweilen gibt es sogar SM unter der Dusche oder auf dem Klo. So hat dieses Jahr eine Frau einem armen Kerl, der einen Keuschheitsgürtel trug und sich deshalb sein intimstes Teil nicht selber waschen konnte, erst die Hände mit Handschellen an die Duscharmatur gekettet, dann den Keuschheitsgürtel abgenommen und schließlich den Wehrlosen beim Duschen vergenußwurzelt.
An klassischem SM-Mobiliar ist (fast) alles vorhanden, was es gibt: Andreaskreuze, Fesselbänke, Käfige, Hängekäfig, Winch, Pranger, Bondage-Rahmen, Pfosten, Slings, Pony, Böcke und so weiter.
Der SM auf dem Camp ist intensiver und vielfältiger als derjenige, den man oft auf Partys sieht. Wenn man eine ganze Woche Zeit hat, kann man seine Sessions viel besser vorbereiten und sie viel langsamer angehen lassen. Manchmal dauert eine Session hier länger als sonst eine ganze Party. Unter diesen Bedingungen kann SM viel persönlicher werden, man kann sich dem Gegenüber weiter öffnen und tiefer in die Session hineintauchen.
Auch gibt es mehr Kontakt unter den Teilnehmern als auf einer Party. Man redet miteinander, ist eine Gruppe, schaut sich gegenseitig beim SM zu, inspiriert einander und spielt auch miteinander. Natürlich gibt es auch Paare, die nur miteinander spielen. Aber insgesamt wird deutlich mehr und offener fremdgespielt als sonst in der SM-Szene.
Dazu trägt sicher auch bei, daß die Atmosphäre des Camps sowie die Tatsache, daß man auch mal selber das Klo putzen muss, oberflächliche, egozentrische und konsumorientierte Menschen abschreckt.
Die Camps dauern jeweils eine Woche. Im kommenden Jahr gibt voraussichtlich fünf allgemeine SM-Wochen, zwei schwule SM-Wochen und eine Fetisch-Woche. Viele Teilnehmer fahren schon seit Jahren ins SM-Camp, und meist auch immer wieder in dieselbe Woche. Auch bei Geli und mir steht der »Urlaub in Dänemark« fest im Kalender. Aber es kommen auch jedes Jahr, in jeder Campwoche eine ganze Reihe Neuer dazu.
Die Campsprache ist Englisch. Pro Campwoche werden nur 50 Anmeldungen angenommen. Die Anmeldungen sind verbindlich. Wer schon mal da war, hat Vortritt. Ansonsten gilt: Wer zuerst kommt, mahlt zuerst. Das Genauere ist auf der Hompage von SISC nachzulesen.
SISC
(SMil´s International Summer Camps)
PO Box 500,
DK-8500 Grenaa
Denmark
Telefon/Fax: 0045 - 70 22 00 24
(Montags 20.00 - 22.00 Uhr besetzt. Sprechen nur Dänisch und Englisch – kein Deutsch!)
info.sisc(at)sado.dk
www.sado.dk
Michel
xplore04
xplore04 war ein voller Erfolg. Ich denke, es war eines der besten Projekte, die ich je konzipiert habe.
Nur durch die engagierte und kompetente Mitarbeit von Caprice Dilba sollte es auch Wirklichkeit werden. Es wurde viel mehr als nur ein Wochenende mit insgesamt 45 Workshops, Demonstrationen, Vorträgen und Performances.
xplore04 war ein Treffen jener, die nicht nur gerne spielen, sondern auch darüber nachdenken, was sie da tun. Nie habe ich so viele Menschen auf einem Haufen erlebt, die nicht nur mit ihrer Sexualität experimentieren, sondern auch in der Lage sind, über den Rand der eigenen Hose (oder des Korsetts) hinauszuschauen.
Nicht die Szenestars und die Diven, nicht die Modefetischisten und Pornografen, nicht die Gurus und ihre Mitläufer waren unserer Einladung gefolgt.
Es versammelten sich die Neugierigen, die Querdenker, die Um- und Einsteiger, die multiplen Persönlichkeiten, die polymorph Perversen und eben auch die scheinbar Normalen. Die Heterogenität der Teilnehmer erlaubte gerade auch Neueinsteigern das Kennenlernen unterschiedlichster Techniken und Richtungen; Hemmschwellen überflüssig.
Erst dieses Publikum gestaltete xplore04 zu einem Fest der intelligenten Sinnlichkeit.Es gab keine Spanner, keine Übergriffe, keine Peinlichkeiten – selbst die härtesten Praktiken wurden mit souveräner Gelassenheit präsentiert und goutiert.
Samstag 16:30 Uhr: Während in einem Saal fröhlich bis konzentriert Hinternversohlen geübt wird (»Fingerspitzen bitte zusammenhalten!«), liegen im Raum gegenüber dreißig Körper hingegeben am Boden, um sich vorsichtig und liebevoll mit Wachs beträufeln zu lassen. In der großen Halle wird unterdessen leidenschaftlich über das Für und Wider von Vibratoren diskutiert (»Bester Orgasmus meines Lebens!« – »So ein Plastikteil laß ich nicht an mich ran«). Im Hof findet sich die Domina im Gespräch mit der Paarberaterin, der Fisting-Spezialist diskutiert rege mit der Vulva-Priesterin. Nicht selten ergaben sich die spannendsten Diskussionen außerhalb der Workshops. Gespräche, die auch nach dem Wochenende und dem Austausch der E-Mail-Adressen weitergeführt wurden.
Das Konzept von xplore04 entstand in direkter Konsequenz aus meiner choreographischen Arbeit. Zum besseren Verständnis des Körpers als kommunikatives Medium genügt nicht nur die intellektuelle Betrachtung, es bedarf auch praktisch-sinnlicher Auseinandersetzung und künstlerischer Form.
Dieser Ansatz bestimmte die Auswahl der Dozenten. Sie waren nicht nur fachlich und pädagogisch versiert, sie waren meist auch begnadete Performer.
Die fröhliche Unverfrorenheit einer Tristan Taormino beim Workshop `Advanced Anal´, die – immer eine Hand im Hintern des Models – präzise und ausführlich Publikumsfragen beantwortete, ließ so manche eher spirituell angehauchte Seele sprachlos. Die komplexen Gedankengänge eines Rudolf zur Lippe, der mit ein paar Wäscheklammern und einfachen Dehnübungen Bezüge zwischen SM und Zen-Philosophie herzustellen wußte, stürzte so manchen SMer in Verwirrung, der nur gekommen war, um ein paar neue Tricks zu lernen.
Die einzigen Schrammen, die nicht gleich wieder verheilt sind, haben Caprice und ich uns geholt. Im Bemühen, uns von der Abzocke vieler SM- und Fetisch-Events abzuheben und das Angebot möglichst zugänglich zu halten, haben wir ein unschön schmerzhaftes Minus eingefahren: Die xplore05 wird also nicht wieder so billig (Drei-Tages-Pass: 50 Euro!!) zu haben sein.
Aber dieses Wochenende zur Kunst der Lust hat sich aus einem viel wichtigeren Grund gelohnt: Am praktischen Beispiel zu üben heißt eben immer auch, Worte finden zu müssen. Es bedeutet, den Praktiken und Erfahrungen der verschiedenen Subkulturen eine Sprache zu geben, die Gedanken und Erkenntnisse vieler forschender Individuen in einer Intellektualität zu bündeln, die Voraussetzung ist, um die soziale, künstlerische und politische Notwendigkeit einer radikalen sexuellen Kultur zu vermitteln. Macht, Ohnmacht, Gewalt, Aggression, Liebe, Vertrauen, Hingabe und die mannigfaltigen Verknüpfungen dieser Phänomene mit Sexualität gehen die gesamte Gesellschaft an. Der spielerische Umgang mit diesen Themen ist dabei eine Schlüsseltechnik: Lustvollerer Sex bedeutet Befreiung und Befried(ig)ung nicht nur auf persönlicher Ebene, er befreit und befriedet auch die Gesellschaft. xplore04 bewies nicht nur, daß und wie Sexualität gelehrt werden kann. Es machte auch an`schau´lich und be`greif´bar, wie sie von einer Kulturtechnik zu einer Kunstform entwickelt werden kann.
Daß inzwischen schon die Bild-Zeitung reagiert und die xplore04 als Verschwendung von Steuergeldern an Perverse angeprangert hat, kann ich in diesem Zusammenhang nur als Erfolg sehen: Die öffentliche Diskussion ist eröffnet!
Felix Ruckert
Vom 23. bis zum 25.7. fand in Berlin ein außergewöhnliches Event statt:
Caprice Dilba, Tanzfestival-Produzentin und Performerin, und Felix Ruckert, Choreograph einer eigenen Tanzkompanie, riefen zur xplore04 – einem szenen-übergreifenden Workshop-Event.
Angesprochen fühlten sich BDSMer, Tanzinteressierte, Yoga- und Tantra-Adepten, Zen-Meditierer und Menschen, deren sexuelle Horizonte geöffnet sind für Themen von `Analen Vergnügen für Anfänger und Fortgeschrittene´ bis hin zu `Sinnliches Spielzeug´.
Felix Ruckert, dessen Kompanie mit über 80 Aufführungen zu den aktivsten der Berliner Tanzszene gehört, erforscht in seinen Arbeiten Körpererfahrungen, Rituale, Sexualität und interessiert sich seit Jahren auch für BDSM.
14 Dozenten aus aller Welt, die mit dem Phänomen Sexualität spielen, arbeiten und forschen, gaben in 45 Workshops praktischen Einblick in Techniken und Rituale, die von spiritueller, ästhetischer oder einfach nur von `purer´ Lust erzählten. Jeder dieser ungewöhnlichen Menschen stellte in 3 Workshops seine Themen vor, die hier nur auszugsweise aufgeführt werden können:
Aus Deutschland kam Matthias T. J. Grimme, in dessen Workshop man seine Bondagekünste verfeinern konnte und der in einem weiteren Workshop zeigte, was Japan Bondage als Performance sein kann. Zusammen mit Andrea von den Schlagzeilen sprach er zum Thema `Grenzspiele´ u. a. über Sicherheit und Gefahren bei TPE (total power exchange). Birgit S. bot `Spiel mit den Sinnen´ und `Verhandeln einer Szene´ an. Das Berliner Diamond Lotus Institut ermöglichte praktische Übungen aus der alten indischen Liebestechnik Tantra, und Rudolf von Lippe übte mit `Zen – Durchlässigkeit, Hingabe und Schmerz´ an einem direkteren Zugang zu SM ohne jegliches Rollenspiel.
delta RA′i richtete seine Workshops an Flag- und Spanking-Interessierte, um sie in die hohe Kunst des erotischen Schlagens einzuführen. `Partner Yoga´ und `Das lustvolle Becken´ wurde von Ilka Stoedtner vertreten und `Sinnliches Spielzeug´ von Sabine Hofmann. Der `Atemkontrolle´ von Katrin Passig sowie dem `Spiel mit Nadeln´ von Paula Rosengarten waren Workshops gewidmet, in denen Sicherheit eine wichtige Rolle eingeräumt war.
Felix Ruckert selbst ermöglichte in Gruppen wie `Haut´, `Berührung´ und `Urbane Rituale´ die szenische Realisierung aus Teilen seiner Tanzprojekte, z. B. das Ein- und Nachfühlen in Dom/Sub-Situationen. Hagen aus Berlin ließ mit `Wachs´ und `Sinnesentzug´ experimentieren.
Aus der Schweiz kam Maggie Tapert, die sich der sakralen Sexualität mit `Das heilige Fest´ zuwandte. Tristan Taormino – Buchautorin aus den USA – führte `G-Punkt´ und `Anale Vergnügen´ vor, Janet Hardy (USA) zeigte Möglichkeiten auf, über spezielle Atem- und PC-Muskel-Techniken Tantra mit BDSM zu verbinden.
Obwohl das Konzept der drei Tage lautete, allen Teilnehmern praktische Erfahrungen zu ermöglichen, waren auch einige Vorträge angeboten: In `Ethical Sluthood´ versuchte Janet Hardy Alternativen zur Monogamie aufzuzeigen. Daß die SM- zur gay-/lesbischen Szene keine Parallelwelt bilden muß, erzählte Paula Rosengarten – und dies wurde gleich eindrucksvoll durch die Teilnehmer/-innen der xplore04 bestätigt.
Den ersten Höhepunkt des Festivals bildeten am Samstagabend Live-Performances von Felix Ruckert, delta RA´i, Zamil und Caprice Dilba: Wer sich SM in einer Tanzperformance bisher nicht vorstellen konnte, staunte begeistert: Caprice Dilba, Performerin und Co-Produzentin des Festivals, `mußte´ unter ihrer Augenmaske der Führung dreier männlicher Tänzer `blind´ vertrauen: Klassische Tanzformen wie schnelles Rennen, Hebefiguren, Geworfen-aufgefangen-und-getragen-werden, Pas de deus/trois/quatre wechselten mit Momenten heftigen Peitschens und großer, liebevoller Zärtlichkeit.
Im nachfolgenden Freestyle-Live-Bondage wurden parallel mehrere Modelle blitzschnell in alle möglichen Hängebondages gefesselt. Jeder der vier Meister ihres Faches hatte seinen eigenen Stil beim Fesseln. Nicole, Begleiterin und Bondage-Modell von Grimme, zeigte eine Selbstfesselung und konnte sich dabei sogar selber aufhängen. Der große Applaus für ihre Kunst war wohl verdient; man darf sie getrost als 5. Meisterin des Abends sehen.
Am Sonntagabend fand im Berliner Darkside Club eine Abschluß-Party statt, wo soeben Erlerntes in die Form von Sessions gebracht werden konnte.
Die Einmaligkeit dieses Crossover-Events zog verständlicherweise Teilnehmer von weither an, so z. B. aus Italien und der Schweiz. Die Atmosphäre in den schönen Loft-Hinterhöfen war von Toleranz und großem gegenseitigen Interesse geprägt. Ein Café und eine Bar boten Treffpunkte zum Austausch, und in der Nähe gab es genügend Eß-Lokale sowie Unterkünfte. Meine Befürchtung, daß ein so großes Angebot recht stressig werden könnte, hat sich nicht bestätigt: Die Workshops wurden immer entspannt und nicht selten heiter gestaltet.
Ein wenig schade fand ich, daß man sich zwischen den parallel laufenden Workshops entscheiden mußte. Eventuell könnte man überlegen, ob sie nicht zeitversetzt wiederholt werden könnten. Andererseits ist es auch nicht schlecht, wenn man Prioritäten setzen muß, statt unbedingt alles mitnehmen zu wollen.
Zweifellos ist das Event, das sich sympathisch und individuell direkt an die verschiedenen nicht-kommerziellen Subkulturen wandte, ein Gewinn für alle, die Synergien lieben und nach weiterführenden Impulsen suchen. Sicher war es auch finanziell schwierig, ein Ereignis auf die Beine zu stellen, welches mal nicht vom Sponsoring großer Sexbiz-Sellern umstellt wurde. Nicht zuletzt auch darum ist es sehr zu wünschen, daß xplore04 den Anfang einer Reihe bildet, die nächstes Jahr ihre erste Fortsetzung findet.
Sato

Vorwärts! Es geht zurück ...
»Rin in di Kartüffeln, rut aus di Kartüffeln!« Ja, so ist das mit dem leidigen Thema »alte oder neue Deutsche Rechtschreibung«.
Nachdem der »Spiegel«, der Springer-Verlag und die »Süddeutsche Zeitung« der »Frankfurter Allgemeinen« gefolgt sind, es Suhrkamp schon immer besser wußte und wir mal die grundsätzliche Regelung hatten, uns an das Gebaren der großen Zeitschriften anzupassen, habe ich kurz rumgefragt, und alle fanden es prima: zurück zur alten Rechtschreibung. Immerhin erreichen die Großen 60 % der deutschen Leserschaft.
In einer Rundmail an unsere Autoren und Korrektoren machte ich gleich Nägel mit Köpfen. Die Anzahl der positiven Rückmeldungen überwog die Kritiker.
Doch im eigenen Hause gab man zu bedenken, daß es den oben genannten Medien vielleicht mehr um eine politische Aussage als um eine definitive Änderung gehen könnte. Aber nun haben wir erstmal so entschieden und bleiben auch zumindest bis zum 01. August 2005 dabei, denn dann soll die Rechtschreibreform bindend eingeführt werden; so sieht es jedenfalls der immer noch aktuelle Fahrplan vor.
Ihr werdet es merken, wie es dann bei uns weitergeht. Belämmert oder Belemmert?
Immer wieder haben wir Rückfragen bekommen, warum wir denn nicht am Wochenende geöffnet haben, denn in der Woche zu den üblichen Geschäftszeiten (9.30 bis 18.00 Uhr) haben die meisten Leute ja keine Zeit, bei uns vorbeizuschauen, und die Wochenend-Besucher fallen völlig hinten runter.
Um diesem Mißstand abzuhelfen, führen wir probeweise eine Samstagsöffnung am ERSTEN Samstag jeden Monats ein. Geöffnet ist dann von 12:00 bis 16:00 Uhr. Damit haben wir dann meist auch für all diejenigen, die zur »Respekt«-Party anreisen, am nächsten Tag die Türen offen.
Und für alle die, die sich schwertun, die etwas eigenwillig durchnumerierte Simon-von-Utrecht-Straße zu verstehen, hier noch mal ein paar erklärende Worte:
Ausgangspunkt ist meistens ja die Reeperbahn. Dort geht man bis zur Davidwache, der berühmtesten Polizeiwache Deutschlands. Wenn man der jetzt den Rücken zudreht und über den Spielbudenplatz und die Reeperbahn schaut, sieht man eine Querstraße, die von der Reeperbahn abgeht (rechts an der Ecke befindet sich eine Haspa-Filiale). Diese Straße ist die Hein-Hoyer-Straße, und in die geht es hinein. Dabei überquert man erstmal die Seilerstraße und kommt an die Kreuzung mit der Simon-von-Utrecht-Straße. Links sieht man jetzt ein dreigeschossiges, weißes, klassizistisches Gebäude (die Ortsdienststelle St. Pauli, ehemaliges Hospiz). Auf dem Hinterhof hinter diesem Gebäude sitzen wir unter der Hausnummer 4 c. (Es gibt einmal einen Eingang ins Wohnhaus und den Eingang zu unserem Laden und Büro).
Übrigens kann man tagsüber von der Talstraße (Querstraße der Simon-von-Utrecht-Straße) auch auf den Hinterhof mit dem Auto fahren.
So, das war es für dieses Mal. Ich hoffe, ihr hattet alle einen schönen, angenehmen Sommer (der natürlich wie immer viel zu kurz war) und freut euch jetzt schon auf Herbststürme, bunte Blätter und dunkle, regnerische Tage.
Matthias
Shop und Shop: Es tut sich was. Matthias hat oben ja schon unsere neue Öffnungszeit am Samstag angesprochen. Ich muß aber auch noch etwas beisteuern. Mir geht es um den 24 Stunden geöffneten Shop. Den im Internet auf unserer Webseite und auch den gedruckten im Beileger.
Noch vor Weihnachten wird der neue Online-Shop seine Türen öffnen. Schnell, übersichtlich und mit vielen neuen Artikeln für Qual und Spaß. Zu jedem Artikel werden wir euch dann mehr Information, viele Bilder und endlich auch Videoclips, Lese- und Hörproben präsentieren können. Wir sind gerade in der letzten Erprobungsphase des Redaktionssystems. Und dann geht es ans Füttern unseres Katalogs.
Bis dahin habt ihr mit dem von unserem Weblord (Großes Danke!!!) auf den neuesten Stand gebrachten Schnell-Shop die Möglichkeit, alle Sachen aus dem Folder auch direkt über das Internet zu bestellen. Wir bauen dort allerdings nicht mehr alle Informationen zu den Artikeln ein, sondern möchten euch nur die Möglichkeit des schnellen, unkomplizierten Bestellens ohne Briefmarke und Post geben.
Solltet ihr euer Herz an einen Artikel verloren haben, den ihr im Heft gesehen habt, aber noch nicht in diesem Schnell-Shop findet, so reicht zum Bestellen natürlich auch eine Mail, ein Anruf oder Fax, falls ihr nicht den gedruckten Bestellschein benutzen wollt.
Endlich haben wir sie: »Spoiler« und »Propeller« für ausgebildete Zofen und solche, die es werden wollen. Großstadtbewohner finden sie natürlich auch in gut sortierten Läden für Arbeitsbekleidung. Aber so leicht fällt es der männlichen Zofe dann doch nicht, danach zu fragen – und die Begründung »Es ist für eine Faschingsparty« zieht ja auch nur wenige Monate lang. Da wir uns intern nicht so ganz entscheiden konnten, welches nun die hübscheste Servierschürze ist, haben wir uns für vier Modelle entschieden. So sollte für jeden Geschmack etwas dabei sein.
Für unsere Abonnenten bieten wir diesmal vom 24. September bis zum 30. November alle Artikel von »Lust und Liebe« mit 10% Rabatt an. Spreiz- und Hängestangen, die Dildostange mit dem vielseitigen Plug-Sortiment, die Jewel-Plugs für glitzernde Weihnachtspopos und die Kugelgewichte für das beschwerliche Leben – alles in bester Qualität und unkaputtbar. Sucht auf den Seiten 35, 36 und 38 nach dem 10% Zeichen.
Geli
Redaktionelles:
Vorweg ... 3
Leserbriefe ... 4
Sicherheitsbrevier: Edge-Play - Spiel auf Messers Schneide ... 8
CSD 2004 - Frankfurt, Hamburg, Köln ... 10
Karins Salon ... 14
Kunst: Knut Ehret ... 16
Nachrichten: SM-Camp in Dänemark ... 20
Bericht von der xplore04 ... 22
Im Auge des Sturms ... 30
Schwerpunktthema: SM & Feminismus, Teil I ... 36
Centerfold ... 40
Apollonias Welt: Schein oder Sein ... 51
Medien: Multiple Medien ... 58
Bücher ... 60
Forum: Softspots ... 68
Mit spitzer Feder: Jugendschutz ... 74
Nachwort ... 78
Geschichten:
Love and Pain ... 24
Mein Geliebter, Teil 5 ... 26
Dämonia ... 32
Ein devianter Bummel durch Smaland ... 50
Erinnerung ... 52
Grün ... 62
Sprache ... 66
Beutestück ... 67
Keuschheitgürtel ... 70
Vorweg ... 3
Leserbriefe ... 4
Sicherheitsbrevier: Edge-Play - Spiel auf Messers Schneide ... 8
CSD 2004 - Frankfurt, Hamburg, Köln ... 10
Karins Salon ... 14
Kunst: Knut Ehret ... 16
Nachrichten: SM-Camp in Dänemark ... 20
Bericht von der xplore04 ... 22
Im Auge des Sturms ... 30
Schwerpunktthema: SM & Feminismus, Teil I ... 36
Centerfold ... 40
Apollonias Welt: Schein oder Sein ... 51
Medien: Multiple Medien ... 58
Bücher ... 60
Forum: Softspots ... 68
Mit spitzer Feder: Jugendschutz ... 74
Nachwort ... 78
Geschichten:
Love and Pain ... 24
Mein Geliebter, Teil 5 ... 26
Dämonia ... 32
Ein devianter Bummel durch Smaland ... 50
Erinnerung ... 52
Grün ... 62
Sprache ... 66
Beutestück ... 67
Keuschheitgürtel ... 70
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